In der Nordwest-Zeitung Nr. 209 vom 7. September 2020 heißt es u.a. auf Seite 17: „Alte Wege und innovative Dächer. Fliegerhorst Das ist so besonders an der Planung des neuen Stadtviertels“ (von Ellen Kranz).
Es steht nicht in meiner Absicht, mit einem Blick nach Oldenburg, diesen Artikel anzugreifen oder zu kritisieren. Aber ich war ein wenig geschockt, als ich den „Sandkasten“ an der Alexanderstraße 461 sah, den Torsten von Reeken fotografisch einfing. Fast alles ist weg. Historische Gebäude wie die Villa Wehnelt, das Truppenkino, das Freibad, viele Unterkunftsgebäude, Werkstätten, Lager usw. wichen der Kampfmittelsondierung.
Der ehemalige Fliegerhorst, wo ich einen Teil meiner Dienstzeit (ca. 16 Jahre) verbrachte, wird einmal über begrünte Dächer und regenerative Energien verfügen. Das ist gut so. Schön, dass hier bald bis zu 3.000 Menschen wohnen werden.
Weniger gefällt mir, auch wenn wir (Soldat*Innen) es bereits während der militärischen Nutzung der Liegenschaft zumindest ahnten „das da was ist“, dass erst mit der Planung des neuen Stadtviertels eine Kampfmittelsondierung erfolgte. Damit ließ man sich Zeit bis zur Schließung des Fliegerhorstes. Auch wenn wir seinerzeit über stählerne militärische Kopfbedeckungen verfügten, so wäre es doch ganz nett gewesen, uns zu informieren. Britische Luftbildaufnahmen längst vergangener Angriffe auf den Fliegerhorst gab und gibt es zur Genüge.

Da ich nicht ohne weiteres das originale NWZ-Foto verwenden darf, habe ich „mal eben“ eine an die Aufnahme angelehnte Skizze angefertigt. Die mit gelbem Textmarker versehenen Gebäude sind noch vorhanden. Alles weitere (in diesem Ausschnitt) fiel dem Zahn der Zeit bzw. der Baggerschaufel zum Opfer.
Ich habe alle „Abwesenden“ noch vor Augen und könnte zu fast jedem Gebäude eine Geschichte erzählen. Aber wen interessiert das heute?
„Alles was du sagst, sollte wahr sein. Aber nicht alles was wahr ist, solltest du auch sagen.“ – Voltaire