Ich gehöre der Generation an, die sich in der Vorweihnachtszeit die winterlich rot verkühlte Nase an der Schaufensterscheibe des örtlichen Spielwarengeschäfts plattdrückte. Warum? Weil dort eine Modelleisenbahn ihre Runden drehte. – „Kenne ich: „Railroad Tycoon“. Das Computerspiel, das den erfolgreichen Aufbau einer Eisenbahngesellschaft zum Inhalt hat! Eine Wirtschaftssimulation.“

„Nein, es ging schlicht und einfach um die maßstäbliche Nachbildung einer echten Eisenbahn. Nur im viel kleineren Format 1:87 (HO)“

Wirtschaftssimulation? Liebe smartphone- und iPhone/iPad infizierte „Generation Head Down“, wir spielten seinerzeit, wir ahmten nach und konnten loslassen, um im Garten auf Bäume zu klettern oder „Cowboy und Indianer“ zu spielen. Wir fühlten und erlebten. Unter einem Spiel verstanden wir noch nicht „den subjektiv wahrgenommenen, durch ein Produkt und marketingpolitische Maßnahmen vermittelten Beitrag zur Lebensqualität“.

Nun will ich nicht „9×klug“ daher schreiben, denn zu meiner Zeit, vor ca. fünfzig Jahren hätte sich dieser Text dann aus „belehrender Sicht“ in etwa so gelesen: „Ja, ich gehöre der Generation an, die sich in der Vorweihnachtszeit die winterlich rot verkühlte Nase an der Schaufensterscheibe des örtlichen Spielwarengeschäfts plattdrückte. Warum? Weil dort Brummkreisel, Blechspielzeug und Mundharmoikas ausgestellt waren.“ – Modelleisenbahn? Liebe Taschenrechner-Generation, wir spielten „Inne mine, mu, und aus bist du“ oder das „Hölzchen-Versteckspiel“. Wir fühlten und erlebten. Wir spielten wahrhaftig und „hockten nicht im Haus“, um uns mit einer Spielzeugeisenbahn, die dazu auch noch neuzeitlich elektrisch betrieben wird, zu vergnügen.

Wie komme ich auf diese schrägen Gedanken? – „Schuld allein“ hat mein MoBa-Mitstammtischler Karl-Heinz, den ich heute als „Nischenmodelleisenbahner“ auf einer vorweihnachtichen Ausstellung in Leuchtenburg besuchte und der mich mit Faller-Modell-Bausatz-Katalogen aus den 1960er Jahren versorgte. – Darin stöbernd kommt Mann auf die „wildesten“ Ideen …

Da wurden viele Erinnerungen wach. – „Vielen Dank, Kalle!“
Klasse, Ronald! Jetzt dauert es nicht mehr lang, dann fährst Du zum Baumarkt, holst Holz, Schrauben, Farbe, Hasendraht und Gips …
Ich freue mich drauf!
Beste Grüße
Jens
Hallo Jens,
naja, ich glaube, eher doch (noch) nicht … 😉
Viele Grüße!
Ronald
Toller Beitrag, Ronald!
Dann schreibe ich mal spontan auf, was mir beim Lesen in den Sinn kam:
„Arnold Meis… schießt Kapeister über’s Brett – in’s Klosett!“
Unser Spielwarenladen in der Nachbarschaft erfüllte Kinderträume.
Wenn sie denn unerfüllt blieben, wurde der Inhaber mit knallharter (Kinder)Kritik zum Überdenken seiner Preispolitik aufgefordert. Das war unsere Strategie in der frühen Marktwirtschaft von Angebot und Nachfrage.
Sooo weit sind wir von den modernen Handelssimulationen
also gar nicht entfernt 😉
Der Kreis schließt sich.
Eine schöne gemütliche Vorweihnachtszeit für Die Beste Aller Ehefrauen und für Dich 🙂
Grüße Thomas St.
Hallo Thomas,
ja, der Spielwarenladen von Arnold M. an der Ecke Hansing-/Karlstraße in N. Ich kann mich sehr gut daran erinnern. Auch an den Reim! Der Spielzeugladen gehörte nach dem „Studium“ der Kinoplakate und -bilder („Der weiße Hai“, „Der Pate“, „Der Marathonmann“, „Rocky“, „Der Exorzist“, „Chinatown“, „Taxidriver“ und wie sie alle hießen) des „Metropols“ zum Pflichtprogramm auf dem Nachhauseweg.
Auch Euch eine schöne Vorweihnachtszeit!
LG Ronald