Urlaub in zwei Anläufen

Nachdem sich unser erster Versuch, in den Urlaub und gen Süden aufzubrechen, praktisch mit der streikenden Lüftereinheit unseres Zugpferdes in Luft auflöste, treibt es uns nun auf verschlungenen Pfaden ins Wendland. Die Autobahn 28 nutzen wir nur bis zur AS Groß Mackenstedt und wuseln uns dann über Bundes- und Landstraßen über Verden, Visselhövede, Soltau, Munster, Uelzen nach Dannenberg (Elbe) durch. Das Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue ist unser erstes Reiseziel.

Am Thielenburger See in Dannenberg

Am Freibad in Dannenberg, einen Katzensprung vom Thielenburger See entfernt, liegt „unser“ Campingplatz. Der Wasserverband Dannenberg-Hitzacker ist hier Platzherr. Anmelden müssen wir uns an der Kasse im Freibad gegenüber. Der Platz ist stets geöffnet, unbeaufsichtigt und nach dem Gesichtspunkt: „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“ wird sich ein parzellierter Stellplatz ausgesucht. Wir wählen die Nr. 79 und liegen damit etwas abseits vom Geschehen. Hier sind wir mehr zum Thielenburger See als zum Freibad einquartiert. Durch ein kleines Tor gelangen wir auf den Weg um den See, der uns direkt nach Dannenberg führt und gleichzeitig sind wir schnell „außer Haus“, falls das Frollein einmal ausgeführt werden möchte.

Noch einmal der Thielenburger See

Kraniche, Störche und Seeadler sollen wir beobachten können, wenn es nach der Touristik Dannenberg geht. Wir sind in freudiger Erwartung und machen uns mit den Fahrrädern und dem Lunamobil im Schlepp auf den Weg nach Hitzacker. Schon in Pisselberg treffen wir auf die ersten Störche, die natürlich fotografiert werden müssen. Mitten im Geschehen spricht uns ein Herr an. Unter seinem Vordach nisten Schwalben. Rauchschwalben, um es genau zu sagen. Ich darf auch diese mit der Kamera einfangen. Wir kommen mit dem Herrn ins Gespräch und schon bald kennen wir zwei, drei Kapitel seines Lebens, wissen nun auch einiges über die Nachbarn und erfahren, dass er sich gleich mit einer Dame zum Mittagessen treffen wird. Ja, so kann es gehen, wenn man Urlaub, Zeit und ein Ohr für seine Mitmenschen hat.

Die Untermieter des freundlichen Herrn in Pisselberg

Entlang der Jeetzel gelangen wir über Nienwedel nach Hitzacker. Kaum dass wir die Landstraße 231 überqueren, entdecken wir sie auch schon: Die gegen jede Verschwendung erhabene, oft ein wenig knausernde Liga der Wohnmobilisten. Keinen Quadratmeter Raum verschwendend, stehen sie in Reih´ und Glied auf dem ebenso ebenen wie sterilen Parkplatz am Sportboothafen und wechseln sich gegenseitig ab, wer denn nun seine Campingbestuhlung für die nächste Stunde in die 1,45 m breite Lücke zwischen ihren Gefährten aufstellen darf, um sich der senkrecht stehenden Sonne auszusetzen. Schatten wäre auf diesem Platz natürlich auch unentgeltlich zu bekommen, aber was tun, wenn der Luftraum für die Markise fehlt?

… und noch ein Storch. Dieser nistet in Hitzacker

In der Inselküche in der Hitzackerschen Hauptstraße tanken wir Energie für den Rückweg nach Dannenberg: Rhabarberschorle und Wendlandbräu. So gestärkt machen wir uns auf die Heimfahrt zum Thielenburger See. Das Frollein liegt entspannt in ihrem Lunamobil als wir einen Wirtschaftsweg zur Abkürzung erklären und wenig später auf einer Kopfsteinpflasterstraße enden, auf der bereits um 1569 Herzog Heinrich von Braunschweig-Lüneburg verzweifelt sein muss. Doch es ist tatsächlich eine Abkürzung! Bald stehen wir wieder vor Big B. und Luna erholt sich binnen weniger Minuten von ihrer Seekrankheit.

Bad Bodenteich

Dannenberg ade. Störche haben wir gesehen, Kraniche in der Ferne gehört und die von der Touristik versprochenen Seeadler sparen wir uns für unseren nächsten Besuch auf. Eigentlich soll es über die Elbe in Richtung Lenzen und an den Rudower See gehen, so haben wir es bei einem Eisbecher im italienischen Eiscafe „Del Pizzo“ beschlossen. Nun haben wir Urlaub, viel Zeit und besuchen das neue Ziel, da es eigentlich nur um die Ecke liegt, schon einmal im voraus.

Die Burg in Bad Bodenteich

Idyllisch eingebettet in die satten, grünen Wiesen und den Wald um den See, so heißt es in der uns zur Hand gegebenen Beschreibung des Platzes, wollen wir uns schon einmal eine Nische in exponierter Hanglage anschauen und vielleicht auch reservieren. Die Fahrt über Dömitz und später durch Orte wie Gaarz, Baarz, Besandten, Unbesandten und Kietz lässt bereits vermuten, dass wir nicht auf dem Weg in eine Metropolregion sind. Wir wollen auf´s Land und in die Natur.

B³ – Burg Bad Bodenteich

Schon bald stehen wir vor dem ausgewählten Campingplatz. Uns begrüßen die drei Pagodenzelte einer hier für drei Wochen campierenden Jugendgruppe und ein Herr, der sich in einer inneren Vertiefung und seiner Ruhe gestört zu fühlen scheint. Wir dürfen den Platz in Augenschein nehmen. Noch bevor uns der Betreiber zu irgendwelchen Gartenarbeiten einteilt, werfen wir noch schnell einen Blick auf die zahlreich vorhandenen Schilder „Es ist strengstens verboten …!“ und verabschieden uns in geordnet-geschwindem Rückzug. Wir sagen. „Tschüß!“, nicht „Auf Wiedersehen!“. Auf der Heimfahrt nach Dannenberg stellen wir fest, dass die Fährverbindung über die Elbe bei Pevestorf, die wir für einen Besuch in Gorleben nutzen wollen, seit gestern eingestellt wurde. So haben wir die Gelegenheit, die Orte Kietz & Co. noch einmal zu durchstreifen.

Pensionärsfrühstück

Es gibt Campingführer und Campingführer. Die einen, wie z.B. der des ADACs, haben sich hauptsächlich auf die bisweilen doch etwas „kniepig“ erscheinenden Wohnmobilisten eingestellt, der andere, der ACSI-Campingführer, beschreibt auf knapp 600 Seiten 2760 Campingplätze in Deutschland und den angrenzenden Staaten. Die redaktionellen ACSI-Angaben zu einem Campingplatz sind allerdings „chiffriert“ und nur durch das Verständnis für diesen auf den ersten Blick undurchdringlich erscheinenden Campingcode sowie einer glückseligen Erleuchtung, gelingt es hin wieder einer auserwählten Schar, diesem Buch mit sieben Siegeln, die gewünschten Informationen zu entlocken. Wir gehören inzwischen zum auserlesenen Kreis dieser allmächtig inspirierten „Elitetruppe“. Und deshalb schreibe ich diese Zeilen auf dem Campingplatz Bad Bodenteich in der Lüneburger Heide. Wir entschlüsselten dieses Reiseziel auf Seite 70. Besonders leicht fiel uns diese Wahl, als wir unter „2“ erfuhren: BFJMNOPQRT. Noch leichter machte es uns unter „4“ die für den Laien geheimnisvolle ACSI-Angabe „FH“. Damit stand unser Entschluss fest! Wer kann da „Nein“ sagen? Bei 16A CEE auf 16 ha mit 75T und 204D?

An der Elbe bei Nienwedel. Das gegenüberliegende Elbufer gehört bereits zu Mecklenburg-Vorpommern

Idyllisch und ländlich präsentiert sich uns der Campingplatz Bad Bodenteich. Bei leicht einsetzendem Regen melden wir uns an, finden sofort einen Platz auf dem nicht parzelliertem Gelände für (75) Touristen (75T) und als es ans Aufbauen geht regnet es inzwischen aus Kübeln. Der Regen war mit keinem Code im ACSI-Stellplatzführer erwähnt! – Wir erwägen rechtliche Schritte gegen den Verlag.

„Die Zeit mag Wunden heilen, aber sie ist eine miserable Kosmetikerin.“ – Mark Twain

Pünktlich mit dem Abschluss unserer Arbeiten setzt der Regen aus, obwohl hier die Bezeichnung „Platzregen“ wesentlich zutreffender ausfallen würde. Wir werden nur klatschnass, aber die beiden Camper in der Senke des Platzes schwimmen mit ihren Hi-Tech-Zelten davon: Wassereinbruch durch alle Nähte. Auch Kapitän Nemo in seiner „Nautilus“ hätte nasse Füße bekommen. Und wir wissen jetzt, warum im Ortszentrum von Bad Bodenteich eine historische Wasserburg steht. An diesem überfluteten Nachmittag sollen hier unbestätigten Berichten zur Folge Tauchkurse im Kneippkräutergarten angeboten worden sein.

Da kommt der Langnese Honig her … oder so ähnlich

Seit 2014 mit dem Caravan auf Achse, verfügen wir noch nicht über die größte Erfahrung auf dem Gebiet des Reisens mit dem Wohnwagen. Und so sammeln wir auch auf dieser Fahrt durch die norddeutsche Tiefebene neue Erkenntnisse vor Ort: Früh am Morgen schneidet mich ein in der deutschen Bundeshauptstadt zugelassener Kleinwagen unvermittelt vor dem Eingang des Sanitärgebäudes. Darinnen sitzen zwei bejahrte Beduinen, wie ich anfangs vermute. Nein, es handelt sich um Langzeitcamper im Morgenmantel, die ihre morgentliche Körperpflege gleich mit einer Fahrt ins Blaue verbinden. In mein hellblaues Badelaken.

Mit der Brötchentüte in der Hand verlasse ich die Anmeldung eines Campingplatzes und freue mich auf den Kaffee, für den die beste aller Ehefrauen längst gesorgt hat. „Platz für den Landvogt!“ Egon Wistraschewski (diesen Namen habe ich frei erfunden) fährt vor. Fährt mir vor die Füße und begehrt Einlass in das von mir soeben verlassene Backparadies. Welch´ Glückes Geschick, dass ich meine Brötchentüte nicht an den „Lehnsherrn“ abtreten muss.

Und da ich einmal am Meckern bin: ich vermisse einen Campingführer, der mir Auskunft darüber erteilt, ob in den Einzelduschen ein Duschhocker vorhanden ist, ob der Duschkopf fest installiert ist oder ich mittels einer Handbrause die Möglichkeit habe, meinen Astralkörper individuell zu „bewässern“.

„Götterdämmerung“

Darf der wachsame Hund des durchreisenden Touristen im Falle einer für ihn bedrohlich-unbefugten Annäherung an dessen, wenn auch nur für kurze Zeit, bewachtes „Revier“ anschlagen oder ist dies nur dauercampierenden Vierbeinern mit fortlaufendem Wachauftrag gestattet? Und last, but not least: Warum schwärmen manche Camper, die ihre Knaus, Hobbies, Fendt, Tabbert, Bürstner & Co. schon seit vielen Jahren hinter Markisen, Zäunen Hecken, Gartenzwergen, Solarleuchten und Sträuchern „an die Kette gelegt haben“ heute mit einem leichten Naserümpfen immer wieder von „damals, als wir noch eine heile und aufmerksam-hilfsbereite Camperzeit (er-)lebten“? – Natürlich sind meine Fragen und geschilderten Erlebnisse ein wenig spöttisch-gemein formuliert und vorgetragen, aber mir war gerade mal danach.

Da wurde das Fahrrad zum „Tretboot“

Elbtalaue. „Camp im Dorn“ in Dahlenburg heißt unser neues Ziel. Um es mit ACSI-Worten zu sagen: „B. 16A CEE, 1,3 ha, 50T, 41D, Nr. 2: BCGIOPRVWXY.“ – Das ist nun wieder so ein unanständiger Spaß auf Kosten des Herausgebers dieses Campingführers (Motor Presse Stuttgart GmbH & Co KG in Kooperation mit ACSI Publishing BV, NL), doch an dieser Stelle muss ich gestehen: „die“ geben sich alle Mühe und wie sollen sie auf so kleinem Raum eine Flut interessanter Informationen abbilden, wenn nicht durch diese „Kürzel“? – Langsam beginne ich dieses Werk zu schätzen.

Tja, einen Steinwurf entfernt lagen die Großsteingräber … hätten wir´s gewusst

Dahlenburg liegt 25 Km östlich von Lüneburg. Die Lüneburger Heide und die Göhrde vor der Wohnwagentür, haben wir auch hier einen idealen Ausgangspunkt für unsere Streifzüge mit dem Rad oder per pedes gefunden. Auf dem Platz angekommen, werden wir sofort von anderen Campern freundlich begrüßt und „gehören sofort dazu“. Und da wir gut zuhören können, erfahren wir auch schon bald, welche Fähre nach Griechenland die günstigste und schönste Verbindung bietet, warum sich die hohen Mautgebühren in Italien dennoch lohnen und dass in Österreich ein fehlendes „D-Schild“ ganz schnell sehr teuer werden kann. Dass Franken zwar auch zum Freistaat Bayern zählen, aber nicht so „bescheiden“ sind, wie der Rest. Die ursprüngliche und sehr freimütige Aussage zu Lasten des weiß-blauen Bundeslandes behalte ich dann doch lieber für mich. Und dem Gerhard (Name frei erfunden) verschweige ich, um ihn verbal und mental nicht straucheln zu lassen, dass ein Teil meiner Wurzeln dem oberbayrischen Tegernseer Tal entstammt. – Wir wollen uns „im Dorn“ doch erholen und entspannen.

Schottisches Hochlandrind aus der Hochlandrinderzucht (Highland Cattle) Brusche Becklingen GbR, Dahlenburg

Auf einem Nachbarplatz kämpfen drei junge Männer mit einem ultraleichten Pavillon, den sie über einen neben ihrem Zelt stehenden Tisch aufstellen wollen. Der Wind spielt mit ihnen und dem in ihm flatternden Schattenspender und lässt sie ringen. In meinem Kopf macht es „klick“ und ich sehe mich ins Jahr 1974 zurückversetzt. Uwe, Joachim und ich unternahmen damals unseren ersten gemeinsamen Zelturlaub in Rottach-Egern. Ganz allein und fern der Heimat. Ein Gewitter zog auf und wir drohten mit „Mann und Maus“ unterzugehen. Damals halfen uns erfahrene Camper, unsere „Hundehütte“ sturmfest und erdverbunden aufzustellen. Heute bin ich an der Reihe, diese Hilfestellung zu leisten.

… und noch ein Hochlandrind

„Heute hier, morgen dort. Sind kaum da, sind wir fort!“ Der Liedermacher Hannes Wader ahnte schon in den 1970er Jahren, dass wir viel mit dem Caravan reisen werden. Inzwischen verbringen wir den zweiten Tag in Dahlenburg, da ist es an der Zeit, das neue Ziel ins Visier zu nehmen. Güster im Naturpark Lauenburgische Seen. Kein unbekannter Ort für uns und so wissen wir bei unserer telefonischen Anmeldung bereits, welchen Stellplatz am Elbe-Lübeck-Kanal wir gern belegen würden. Und die „19“ ist ab Samstag frei. Was wollen wir mehr? Über Lüneburg, Lauenburg und Büchen werden wir schnell am Prüßsee sein. Zur Vorbereitung schaue ich in die Karte, werde auf einige Ortsnamen aufmerksam und diese müssen nun erst einmal „dran glauben“.

Etwas „zeitiger“ am Elbe-Lübeck-Kanal

Durch Dahlenburg fließt die Neetze. Klar, dass es in der näheren Umgebung Ortschaften wie eben Neetze, Neu Neetze und Neetzendorf gibt. Und wo ein Groß Thondorf liegt, ist ein Klein Thondorf nicht weit. Gleich um die Ecke bei Garze, findet sich Karze. Groß Hesebeck hat natürlich Klein Hesebeck im Schlepptau und wer durch Kirchgellersen fährt, findet einen Steinwurf entfernt Süder- und Westergellersen. Klar, was sonst? Natürlich liegt bei Güster am Prüßsee auch ein Neugüster. Sonst wären wir nie nach Schleswig-Holstein aufgebrochen. Taxifahrer möchte ich in diesen Landstrichen allerdings nicht sein.

Käfer auf Draht an Ackerwinde

Mit den Fahrrädern fahren wir aus Dahlenburg. Wir nutzen den Moorweg und kommen durch Buendorf an die Dannenberger Landstraße, die wir kurz vor der B216 in Richtung Neetzendorf verlassen. Vorbei an der Neetzendorfer Wasssermühle, die wir rechts liegen lassen, fahren wir über Ahndorf und Vindorf zum Dahlenburger Bahnhof. Wenn wir auch nur geahnt hätten, dass in Höhe Seedorf, nur einen Steinwurf von der Landstraße entfernt, zwei Großsteingräber im Wald auf uns warten, wir hätten sie ganz bestimmt besucht. Tja, hinterher ist man immer schlauer. Über Lemgrabe und Gut Horn kehren wir nach Dahlenburg zurück und versorgen uns im „kleinen“ REWE-Markt. Ja, Dahlenburg hat zwei REWEs. Den „Großen“ besuchen wir morgen.

Noch ohne „schwedische Gardinen“ (Thule Sun Blocker) am Prüßsee

„Güster, wir kommen!“ Auf der B216 fahren wir nach Lüneburg und weiter über die B209 nach Lauenburg/Elbe. Rechtzeitig erkennen wir die stationären „Blitzer“ am Wegesrand und auch der mobile amtliche Messtrupp an der Lüneburgischen Umgehung bleibt uns nicht verborgen. Sofort beschließen wir, die durch unsere ungeteilte Aufmerksamkeit ersparte „Blitzerzulage“ am Abend im „Inos“, dem Griechen unseres Vertrauens in Güster, in Speisen und Getränke zu investieren. Auch an diesem Sonntagabend wird sich zeigen, dass die vermiedenen „Radarfalleneuros“ kulinarisch gewinnbringend angelegt wurden.

„Leinen los!“ Ende der Brut- und Setzzeit und außerhalb der Freizeitwelt Güster

21.00 Uhr. Meister Lampe jun., ebenso jung, dynamisch, wie unbefangen, hoppelt um unser Auto herum und sieht sich unvermittelt dem Frollein gegenüber. In dieser Situation weder Bedenken, noch Misstrauen hegend, ein Zeichen seiner reinen Jugend, lässt er sich nieder und harrt der Dinge, die da kommen. Diese kommen unverzüglich. Innerhalb weniger Sekundenbruchteile wird sie dem jungen Stoppelhopser zeigen, „wo der Barthel den Most holt“. Der junge Hase ist so perplex, dass ihm allein das beherzte Eingreifen der „Besten von allen“, das Leben rettet. Verdutzt über seine wundersame Rettung, setzt sich der junge Hase schon nach wenigen Metern seiner halbherzigen Flucht erneut nieder.

Eine Stechdornblättrige Mahonie aus der Familie der Berberitzengewächse

Ich kann Luna zwar halten, aber nicht verhindern, dass das Frollein den Bodenanker ihrer Leine bereits bis auf wenige Zentimeter aus dem Boden gerissen hat. Wer die Laute eines „arbeitenden“ Jagdgebrauchshundes kennt, kann sich in etwa ein (Klang-)Bild davon machen, welche Geräuschkulisse sich in diesen Minuten am Elbe-Lübeck-Kanal in Höhe des Prüßsees bietet. Aufgeschreckte Camper stehen am Weg, irritierte Fahrradfahrer unterbrechen ihre Fahrt und alle suchen den potentiellen Tierquäler, der hier einen Hund barbarisch misshandeln muss. – Spätestens jetzt hat auch der Letzte unsere Anwesenheit auf Platz 19 wahrgenommen. Nachtrag: Der Hase hat diese Begegnung ohne Blessuren überstanden und keiner ist der Meinung, ich sei ein Tierquäler.

Die Kugelbake kugelt durch den Elbe-Lübeck-Kanal

Bereits am frühen Morgen scheint die Sonne so stark, dass wir die Thule Sun Blocker installieren müssen. Getreu dem Motto „Wir-sehen-Dich-Du-uns-nicht“ sitzen wir hinter unseren „schwedischen Gardinen“ und genießen unser Frühstück mit den besten Roggenbrötchen zwischen Sachsenwald und Ludwigslust. Garantierte eigene Herstellung vom Teig bis zum fertigen Brötchen. Das schmeckt man. Und auch dieses Mal werden wir eine Tüte Heymer-Brötchen bunkern, bevor es zurück nach usA (unser schönes Ammerland) geht. Doch bis dahin bleiben uns noch einige Tage Zeit.

Auf dem Elbe-Lübeck-Kanal: die Buche

Nun soll es vorkommen, dass man in der Freude über die Ankunft an einem angenehmen Urlaubsort vergisst, den Bordkühlschrank vom 12 Volt (mobiler Betrieb) auf den 230 Volt Betrieb (stationärer Betrieb) umzustellen. Nun soll es vorkommen, dass man aus eben dieser besagten Freude auch nicht nachdenklich wird, wenn dieser Kühlschrank öfter als gewohnt „anspringt“, um seine Innentemperatur zu halten. Nachdenklich wird man allerdings, wenn das im Gefrierfach gebunkerte Eis seinen Aggregatzustand von fest in flüssig geändert hat. Wie bereits erwähnt: „Es soll vorkommen, dass …“ – Würde uns so etwas widerfahren, dann nur als gezielte Energiesparmaßnahme, denn „regelmäßiges Abtauen spart Energie“.

Zwischen Prüßsee und Elbe-Lübeck-Kanal

„Wenn einer eine Reise macht, dann kann er was erzählen.“ Vier Jahre hat es gedauert, bis wir auf einen Menschen treffen, der grenzenlos zu reisen scheint. Grenzenlos im Hinblick auf sein Verhalten und eine gebotene Rücksichtnahme auf eventuell noch nicht ganz an Stil und Form gescheiterten Mitmenschen. Ich nenne diesen Zeitgenossen einfach einmal Womo Laica. Wie komme ich nur auf diesen Namen? Nicht, dass es besagtem Herrn vollkommen egal ist, eine Einbahnstraße ständig entgegen der in diesem Fall nun einmal vorgegebenen Fahrtrichtung zu benutzen, ein Abwassertank lässt sich in zwar zeitraubender Kleinarbeit, dadurch allerdings mit einer wesentlich länger anhaltenden und geruchsintensiveren Auswirkung auf „die Nachbarn“, mit einem Eimer direkt am Stellplatz entleeren. Nach ca. 120 Liter werden dann die diversen im Einsatz befindlichen Gefäße gründlich ausgespült und zum Trocknen am Wohnmobil in die Sonne gestellt. Eine malerisch installierte Eimerkette verleiht unseren Vorbereitungen auf das Abendessen neben der sich nur langsam verflüchtigenden „dicken Luft“ das nötige Ambiente.

Noch einmal sehr „zeitig“ am Kanal

26°C im Schatten, 42°C auf dem Autodach. Es gibt nichts, was uns aufhalten könnte. Mit den Fahrrädern und dem Lunabmobil im Schlepp fahren wir, Lichtschutzfaktor 30 gewappnet, nach Siebeneichen an den Fähranleger. Seit 2014 „zelten“ wir in Güster, aber noch nie haben wir diese Fähre über den Elbe-Lübeck-Kanal in Bewegung, also ihrem Beförderungsauftrag erfüllend, gesehen. Ist es uns heute vergönnt? Nein. Nach gut fünf Kilometern wechselt das Frollein in ihr Lunamobil und wir fahren querfeldein über Neugüster zurück zur Freizeitwelt. – Kaffee!

Wir kennen uns seit 2014. Nein, nicht der Trecker und ich, der „Traktorist“ ist´s

Eigentlich will ich nur Duschen. Auf dem Weg zum Sanitärgebäude komme ich mit einem der Gärtner ins Gespräch. Ich habe anscheinend größere Ähnlichkeit mit einem Polizisten aus dem Nachbarort, für den er mich versehentlich hält. So entwickelt sich eine längere Unterhaltung, der sich später auch ein weiterer Mitarbeiter, den ich bereits von früheren Besuchen kenne, anschließt. Worüber unterhält man sich gegen 10.00 Uhr? Ganz klar: über die bundesdeutsche Sozialgesetzgebung, über vom freiheitlich-demokratischen Weg abgekommene Staatschefs wie Trump, Putin und nicht zu vergessen, den Widersacher der parlamentarischen Demokratie in der Türkei, Herrn Recep Tayyip Erdoğan. Die Themen Minijob und Mindestlohn streifen wir nur oberflächlich und befassen uns dann noch schnell mit dem „Auftritt“ des Bundesinnenministers hinsichtlich des deutschen Asylrechts. Wir wollen unser Gespräch aber positiv gestimmt beenden und freuen uns daher über die von Frankreich gewonnene Fußballweltmeisterschaft 2018. – „Obwohl, die Kroaten hätten es mehr verdient“, meint …

„Man kann den Kanal einfach nicht voll genug bekommen!“ – Besser: „Man kann vom Kanal nicht genug bekommen!“

Die „Beste von allen“ ist mit dem Fahrrad auf dem Weg nach Mölln. Zu gern hätten das Frollein und ich sie begleitet, aber da sind die verschiedenen Stellplätze in der Freizeitwelt Güster, die zu vermieten sind. Nun planen wir zwar nicht, uns einen dieser Dauerstellplätze zu sichern, aber ein besserer Vorwand als ein Besuch und die Inspektion dieser Parzellen mit zum Teil sehr schönem Blick auf den Prüßsee, fiel mir in der Bredouille, mich vor dieser großartigen Fahrt entlang des Elbe-Lübeck-Kanals und eines sicherlich durch Gegenwind aufgefrischten Rückweges zu drücken, nicht ein. Nie und nimmer hat sie mir diesen Hokuspokus abkauft, aber „die Beste“ ist eine sehr geduldig-nachsichtige Beste. – Ich werde sie zu einem großen Eis in Büchen, das mit dem Auto sehr schön über die Alte Salzstraße zu erreichen ist, einladen.

Durst ist schlimmer als Heimweh

„Hallo? Was ist mit „unserer“ Eisdiele geschehen?“ – Rund herum steht nichts mehr. Die Eisdiele ist von Bauzäunen umgeben und durch OSB-Platten und Plane „verkleidet“. Starke Vierkanthölzer und Balken stützen sie und isoliert steht sie in einer Schotterwüste. „Hier entsteht eine Wohnanlage für betreutes Wohnen“ verkünden es große Buchstaben auf einer Tafel. Werden die Baumeister die Eisdiele in dieses Projekt integrieren oder haben wir hier und heute zum letzten Mal ein Eis gegessen?

Luna im Lunamobil auf Stadtrundfahrt

„Ich sehe eine Leine. Aber ist Ihr Hund auch angeleint?“ „Ja, das ist er.“ „Dann hat er aber sehr viel Auslauf.“ – Freizeitwelt Güster. 13.00 Uhr. Ein silberfarbener VW Caddy ohne „Identifizierungsmöglichkeit“ hält vor unserem Stellplatz. Eine engagierte Dame spricht mich aus diesem Auto bei heruntergelassener Scheibe herablassend an. Ich kenne sie nicht, sie stellt sich nicht vor, doch ich beantworte ihre Frage, höflich wie ich nun einmal bin. Ich fühle mich gerade wie ein den Unterricht schwänzender und vom Herrn Pastor ertappter Konfirmand. Die spätere zielorientierte Anfrage der „Besten von allen“ bei der Anmeldung der Freizeitwelt bringt Licht ins Dunkel eines zukünftig sicherlich kundenorientierteren Auftretens der MitarbeiterInnen. – Mehr möchte ich nicht berichten.

Im „Inos“ in Güster

Wir lassen unsere Sommerreise 2018 durch das Wendland, die Elbtalaue und das NSG Lauenburgische Seen in „unserem“ Inos (Grieche) in Güster ausklingen. Ich trinke einen Ouzo mehr, um Lunas zu lange Leine vom Nachmittag zu verdauen und wir beschließen: „Wir kommen (trotzdem) wieder!“

„Dumme Bemerkung Vergessens Ouzo“

Wir haben auf dieser Fahrt wieder so einiges erlebt: Pech und Panne im ersten Anlauf folgten Überraschungen, neue Erkenntnisse und Erfahrungen, die oft durch sehr abwechslungsreiche und kurzweilige Unterhaltungen begleitet wurden. – Ja, und langsam ist es an der Zeit, meine kleinen Sticheleien in Richtung WohnmobilfahrerInnen zu unterlassen, denn die sind doch sehr viel angenehmer als ihnen so hin und wieder „angehängt“ wird. 😉

Und deshalb sind wir so gern hier!