„Komm´, nur zwei, drei Tage. Wir schaffen das.“ Luna, die münsterländischste aller Heidewachteln, drängt mich, unsere Siebensachen zu packen.

Sie hat sich längst mit der besten aller Ehefrauen und perfektesten aller Lademeisterinnen verbündet. „Big B.“ steht bereits „innerlich“ aufgetakelt und abreisefertig bereit. Es ist Mittwoch, das Sommerferienende naht und nichts spricht dagegen, abzureisen.
In leicht hektischer Betriebsamkeit beginne ich, die „äußeren“ Voraussetzungen für unseren baldigen Aufbruch zu schaffen. Warum bin ich gehetzt? Es beginnt damit, dass ich Big B. fix und fertig und in Fahrtrichtung auf der Auffahrt „trumatisiere“ (Anm.: mit Hilfe des Truma Movers rangieren). Das Dumme ist, der Antara steht noch unter dem Carport. Viel zu eng ist die Auffahrt, um ihn in pole position zu bringen. Also, das Ganze zurück! Schnell das Fahrrad verstaut und auf geht die Fahrt. Irgendwie stehe ich neben mir. Ich wollte doch zuvor noch mit dem Rad zur Bank fahren. Nun steht dieses bereits „gefesselt“ auf dem Fahrradträger. Gut, dann eben „mit dem ganz großen Geschirr“ bei der Bank vorfahren. Im zweiten Anlauf ergattere und belege ich die komplette Parkplatzreihe vor der OLB. Naja, fast die ganze Reihe. Der Hintern des Big B. ragt ein wenig in die Fahrbahn, aber „Geld ist knapp“, da müssen wir jetzt durch. Zurück am Auto stelle ich fest, dass mir gegenüber ein Volvo FH mit Kastenauflieger „zwischengeparkt“ hat. Ich quetsche mich zwischen diesem und einem Baustellenfahrzeug, das sich besonders eng zu uns hingezogen fühlt, vorbei. Immer noch bin ich der illusorischen Meinung, in der Wiefelsteder Hauptstraße demnächst links abbiegen zu können. Von wegen! Straßenbauarbeiten. Kein Platz für ein Wendemanöver. Im eigenen Interesse verzichte ich auf die Nutzung enger Nebenstraßen und fahre gen AS Hahn-Lehmden (A29).
Auf der Autobahn umfahre ich schließlich Wiefelstede. Dies entspricht vergleichsweise dem Aufwand wegen eines glimmenden Streichholzes den Katastrophenschutz zu alarmieren. Was soll´s? Geht eben nicht anders. Endlich auf der BAB in Richtung Emstunnel. Der Bordcomputer sagt mir am Dreieck Leer: „Tanke rechtzeitig! Du kommst sonst nicht ans Ziel!“ Freisprechanlage. Ein Anruf hier, ein Anruf dort. Da! Der letzte Autohof an der BAB! Verpasst!
Der Antara geht, nachdem wir die A31 an der AS Dörpen verlassen haben, auf der B401 in Höhe des Mißgunstgrabens, oh, welch passender Ort, in den Notbetrieb. 50 Meter vor der AVIA Station in Heede geht dann nichts mehr. Absolut nichts mehr. Wir rollen auf dem Seitenstreifen an der Dersumer Straße aus und ich laufe über den Rasen, kaufe kleinlaut einen Reservekanister und bringe das Gespann mit 5l Diesel wieder zum Laufen. Unter schallendem Hohngelächter der sehr „anteilnehmenden“ Kunden der Tankstelle fahre ich schließlich vor und tanke auf. – „Wo bitte ist das nächste Mauseloch?“
Die „Trumatisator-Fernbedienung“! Heiße und kalte Schauer laufen mir über den Rücken. „Hast Du das Teil auf dem Fahrradträger abgelegt und dort vergessen?“ Ich bin in Versuchung die Notbremse zu ziehen. Dann fällt mir ein, dass ich die Haustür wohl auch nicht verschlossen habe. Ich rufe Wolfgang an. Er prüft und gibt Entwarnung. Na, wenigstens das ist ok. Aber die Fernbedienung? Ich fasse mich kurz: sie liegt auf dem Rücksitz. Wo sonst? Ordnung ist das halbe Leben!

In Walchum stoppe ich am NP Markt und der Bäckerei Ganseforth. Dinkelbrot, zwei Laugenbrezel und das leckere hopfenhaltige Wernigeroder Erfrischungsgetränk unter´m Arm nähere ich mich dem Big B.-Gespann, das ich bewusst in einer der hinteren Ecken des Parkplatzes abgestellt habe. Herr oder Frau Meisenkaiser hat sich zwischenzeitlich mit dem Auto so kuschelig nah zu uns gesellt, dass ich Anstrengungen unternehmen muss, den Parkplatz zu verlassen. – Ich beschließe, dass ich für heute ausreichendes Erlebnispotential gesammelt habe und will nur noch in „mein“ Emstal.

Eingeweihte haben es natürlich längst erkannt, dass wir auf dem Weg nach Sustrum sind. Bescheiden entspannt treffen wir dort schließlich ein. Unser erstes „Opfer“ ist Herr Sandker: er muss sich unsere Geschichte in Kurzform, die etwa 15 Minuten dauert, anhören. Und er wäre nicht Herr Sandker, brächte er nicht die Geduld auf, „alles über sich ergehen zu lassen“.

Ausrichten, aufbauen, anschließen und erst einmal weg. Durchatmen. Wir umrunden das „Ems/Dortmund-Ems-Kanal/Emstal“-Dreieck. Ich weiß, ein Dreieck lässt sich schwer umrunden, aber sollte ich „umwinkeln“ schreiben? Fotografieren entspannt. Luna sichert derweil unseren Weg und patrouilliert durch Feld, Wald und Flur. Sie hat alles im Blick und sowieso im Griff. Sie läuft voraus, kehrt zurück, stöbert hier, sucht da, entdeckt diese Fährte, kontrolliert jenen Wechsel und wittert stets Verdacht. Das ist ein Anblick, der selbst Choleriker zu einem „Quell der Ruhe und Entspannung“ werden lässt. – „Emstal, wir sind angekommen!“

Es ist zwar erst 19.15 Uhr, aber Mozarts „Kleine Nachtmusik“ sorgt für Wohlfühlambiente im Big B. Zwischenzeitlich bringt ein ausgiebiger Regenschauer mein geplantes Abendessen durcheinander. Ich verzichte auf Rumsteak, Lachsschinken und weitere Hochgenüsse und lasse mir die Ganseforthschen Laugenbretzel direkt aus der Tüte in den Mund schmecken.

„Raindrops Keep Falling On My Fendt“ – Es hat sich harmonisch und wohlproportioniert, ja, „wie angegossen“, eingeregnet. Die Thule Sun Blocker erweisen sich einmal mehr als ein höchst Gewinn bringender Kauf. Sie halten die Sonne zurück und lassen es ungehindert regnen. Ich bin mir sicher, ohne diese schwedischen „Solar“-Helfer würde der Regen zwar strahlend sonnig, aber wesentlich unharmonischer auf das Dach des Big B. prasseln.

„It´s cold in California“ singt gerade Irgendeiner über irgendeinen Sender. Pardon, aber bezüglich „Kälte in Kalifornien“ darf ich mir ein Urteil erlauben, muss Widerspruch einlegen. Sowohl menschlich als auch meteorologisch ist „California“ weder kühl, geschweige denn kalt. „Cool“ mag Kalifornien für viele sein, aber „kalt“, auch wenn es nur der „08/15-Text“ irgendeines „sing-a-song-John-Doe“ ist, „kalt“ ist es nicht in „California“. – „Gute Nacht.“

Donnerstagmorgen. Die Sonne gibt bereits um 07.30 Uhr alles. Luna und ich haben längst unsere erste Emstal-Patrouille beendet. Und es sieht so aus, als sollten die Sun Blocker heute zu ihrem eigentlichen Verwendungszweck kommen. Lassen wir uns überraschen.

8.00 Uhr. Luna steht in der Tür und mahnt zur Eile: „Brötchen holen! Und heute morgen steht mir der Sinn nach 100% Lamm!“ Also fix eine dieser Dosen aufgerissen. Is(s)t sie ansonsten nur Frischfleisch gewohnt, so drückt sie in Sustrum beide Augen zu. Ich betone, dass ich bereits geduscht, rasiert, frisiert und „Zähne geputzt“ bin. Ich gestehe aber, ich sitze schon wieder vor dem iPad. – „Ja, jetzt gibt es Frühstück!“
Die Sonne lacht vom Himmel. Die Thule Sun Blocker machen das, was sie besonders gut können: sie spenden großzügig Schatten. Luna erholt sich von unserer zweiten „dreieckigen“ Runde entlang der Ems. Ein erfahrener Campingnachbar gibt mir eine ausführliche Einweisung für einen möglichen Wohnwagenurlaub, nicht unter drei Wochen, in Süditalien. Bald bin ich bestens informiert und im Bilde. Welche Route in wie vielen Etappen entspannt zu bewältigen ist. Wie das Mautsystem auf italienischen Autobahnen funktioniert. Warum ich die Fahrt durch italienische Dörfer und Kleinstädte während der allgemeinen Siesta vermeiden soll. Wo gibt es die günstigsten Plätze und wo kauft man den leckersten Wein? Es könnte also los gehen. Aber nicht ohne die beste aller Ehefrauen.

18.20 Uhr. Wir haben erneut einige Kilometer zurückgelegt. Luna versieht ihre Streifengänge inzwischen auch in der Ems. In drei Fällen sah sie sich genötigt, die Aufgaben der Wasserschutzpolizei zu übernehmen. Nun läuft der Schiffsverkehr auf dem Dortmund-Ems-Kanal wieder in geregelten Bahnen.
18.21 Uhr. Es regnet. Ich war schneller: die „schwedischen Gardinen“ (Thule Schattenspender) habe ich rechtzeitig verstaut und damit verhindert, diese morgen klatschnass einrollen zu müssen.
Wieder sind auch diese beiden Tage wie im Flug vergangen. Unsere Vorräte, was auch immer darunter zu verstehen ist, sind noch lange nicht erschöpft. Wir könnten also noch zwei, drei Tage bleiben, aber in Wiefelstede gibt es noch einiges zu tun. Im Garten. Hoffentlich regnet es nicht! – „Kannst Du Dein Haus nicht mehr erspähen, wird’s höchste Zeit zum Rasenmähen.“ (unbekannt)