Sustrum – da lebt die Gemeinschaft

… lautet die „headline“ auf der Sustrumer HP.

Die Badestelle im Emstal

Auf dem NP-Parkplatz in Walchum treffen wir möglicherweise auf einen Verwandten des Wiefelsteder SUV-Parkplatzanarchisten, der es dank einer ausgefeilten Technik schafft, mit seinem Fahrzeug drei Parkplätze zu belegen. Hier in Walchum gelingt es dem Fahrer oder der Fahrerin einer etwas in die Jahre gekommenen E-Klasse, das Gefährt zur Hälfte auf dem Fahrstreifen vor der eigentlichen Stellfläche zu positionieren. Zum Glück bin ich einer der wenigen anerkannten Automobil- und Gespannlenker, dem es keine Schwierigkeiten bereitet, auch in dieser Situation die Nerven zu behalten und Darth Vader und Big B. in einem Zug und formvollendet zu wenden. – Ja, Sie sollten mich einmal sehen, wie ich, den Dreispitz mit der Linken haltend und auf einer Kanonenkugel reitend, durch die Lüfte sause.

Schon vor diesem wieder einmal einzigartigen Fahrmanöver hat die Beste von allen unser Fahrzeug verlassen, um in der Bäckerei Ganseforth „die Teilchen“ zum Kaffee am Nachmittag zu besorgen. Entgeht ihr in diesem Augenblick auch mein beispielhaftes Fahrmanöver, so gehen jetzt Kuchen und Kekse vor, und außerdem weiß sie, dass „Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen“ hin und wieder zu leicht prahlerischen Erzählungen neigt.

Am Ufer der Badestelle

Die Bäckereifachverkäuferin in der Konditorei unseres Vertrauens beurteilt die ersten drei Wünsche der Besten von allen abschlägig. Keine Rumkugeln, keine Mandelhörnchen, für den Herrn Baron von M. kann es gar nicht „süßlich-haftend“ genug sein, und den leckeren Apfelkuchen von unserem letzten Besuch hat sie heute leider auch nicht parat. Eigentlich ein Grund für die Kundin, traurig zu sein, aber im Emsland ist manchmal manches anders: Die Dame hinter dem Tresen scheint, wie einst Timm Taler, auch ihr Lachen an den geheimnisvollen Baron de Lefuet verkauft zu haben („Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen“. ZDF, 1979). Und auch am nächsten Morgen hat sie dieses noch nicht wiederbekommen.

Der Sielgraben Sustrum II einmal von „der anderen Seite“

Gegen Mittag rollen wir auf den Platz und wenig später kullert Big B. saft- und kraftlos vor unserem Stellplatz aus. Der Mover streikt. Mal wieder. Ein technisches Problem? Sicherlich nicht, irgendetwas hat der anerkannte Fahrzeug- und Gespannlenker vergessen. Aber was? Diese Frage wird später bei einem die Sinne anregenden Löwenbräu Oktoberfestbier gewissenhaft durchdacht werden müssen. Schon jetzt halte ich diese Aufgabe für so gravierend, dass es wohl nicht bei einem „Oktoberfest“ bleiben wird. – Zum Glück sind schnell freundliche Nachbarn zur Stelle und schieben uns in die endgültige Parkposition. „Asche über mein Haupt“.

Kartoffelackertrecker

Wieder und wieder gehe ich in Gedanken den Ladevorgang des Automatikladers durch: die Batterie wurde mit konstantem Strom der Stärke 8 Ampere geladen, die Phase der konstanten Ladespannung mit abnehmendem Ladestrom wurde beim vorgeschriebenen Wert erreicht und die maximale Ladezeit dank der Automatik nicht überschritten. Woran lag es, dass „Herr Truma-Mover“ bewegungslos blieb? Die Steigung lag nicht über 13%, Big B. wiegt weniger als 2000 Kg, das Funksignal wurde nicht unterbrochen, die Batterien der Fernbedienung sind nagelneu. Aber der 5 Hz-Signalton der Fernbedienung! Die Batterie. Aber die ist doch auch geladen. Ein weiteres Löwenbräu „sagt“ mir: „Suche das Fendt-Institut in Papenburg auf! Da wird Dir geholfen!“ Ernüchternd und bierernst werde ich diesen „hopfentlich“ guten Rat befolgen. – „Und dann stellt sich heraus, dass absolut nichts ist, dass ich nur vergessen habe, den Schalter „Dingsbums“ in die Stellung „YXZ“ zu bringen oder im Papenburger Institut finden sie nichts, alles funktioniert dort reibungslos und mir wird die goldene Pappnase mit Eichenlaub und gekreuzten Anschwenkhebeln verliehen.“ [Anmerkung: Beim Truma SR Mover werden die Antriebsmotoren vor der Inbetriebnahme mit einem Anschwenkhebel an die Fahrzeugbereifung geführt.]

U-Boot-Werft Sustrum

Samstagnachmittag. 16.28 Uhr. 43°C in der Sonne bei 13% Luftfeuchtigkeit. Familie Sandker meint es gut mit ihren Gästen und lässt vorsorglich eine leicht kühlende Brise durch das Emstal wehen. Rechtzeitig um die Mittagszeit wurden Prospekte und Fachzeitschriften über Klimaanlagen und Fünf-Sterne-Gefrierkombinationen an die Wohnmobilisten und Caravaner verteilt. Und sie werden genutzt: Im Schatten ihrer Markisen studieren viele den angebotenen coolen Lesestoff und kühlen so, fächernd-blätternd mit ihrer frostigen Lektüre die Nachbarschaft um ihre Armlehnstühle und Hängematten. Letztere finden sich zwar nicht auf dem Platz, aber ich halte es für reizvoll, diese als ein Symbol der Muße und des süßen Nichtstuns zu erwähnen.

16.41 Uhr. 44°C. Erste überhitzte Gäste strömen zusammen und tragen sich mit dem ehrenrührigen Gedanken, sich eigenmächtig-ordnungswidrig der Langnese-Eistruhe in der Rezeption zu bemächtigen. Der vermeintliche Aufstand schreckt mich auf. Ich erwache aus meinem Tagtraum, bringe die Rückenlehne des Isabellas in eine aufrechte Sitzposition und stelle fest: Ja, wir haben 44°C im Emstal und es ist an der Zeit, nach der Eistruhe zu schauen.

Kath. Kirchengemeinde St. Georg Steinbild. Kirche in Kluse

Gegen 22.00 Uhr sieht es dann ganz anders aus. Bereits seit einiger Zeit beobachten wir das Wetterleuchten am Himmel über der Ortschaft Sustrum. Hin und wieder “grummelt“ es gewittrig in der Ferne. Die Wetterlage wechselt bald in die Betriebsart „Blitz und Donner“. Und bevor der Regen einsetzt, haben wir Tische und Stühle verstaut und sind gerade damit beschäftigt, die Thule Omnistor einzuholen, da hören wir die Windhose auch schon „zähnefletschend“ über den Platz rollen. Die Streben der Markise sind inzwischen ungesichert und uns bleibt einmal mehr nur der beherzte Satz an die Stützen, um das Sonnensegel vor einem garantiert zerstörerisch wirkenden Salto mortale zu bewahren.

Da „braut“ sich was zusammen

Wenig später sitzen wir hoch und trocken im Caravan. Nur der Vorzeltteppich muss die ganze Wucht des Platzregens über sich ergehen lassen. Ungerecht. Den ganzen Tag wird er mit Füßen getreten und dann auch noch so etwas.

Am Sonntagmorgen ist es bewölkt, aber das Unwetter hat sich längst verzogen. Die unglückliche Bäckereifachverkäuferin vom Freitag und Samstag hat heute frei. Die beste aller Ehefrauen wird an diesem Morgen von zwei offensichtlich sehr sorgenfreien und besonders heiteren Kolleginnen zum Brötchenkauf in der Bäckerei Ganseforth empfangen.

Kleine Vitaminbomben für die Gesundheit: Brombeeren … man muss sie allerdings mögen

Sonntagnachmittag. 16.00 Uhr. 21°C. Eine Temperaturdifferenz zum Samstag von 23°C. Ich erwische mich dabei, wie ich im Schatten sitzend, eine Jacke überziehe, aber ich erwische mich auch dabei, dass ich das Wetter thematisiere. Nun gut, wenn ich einmal dabei bin: in der vergangenen Nacht hatten wir 14°C im Wohnwagen. Natürlich könnten wir die Heizung zur dienlichen Erwärmung aktivieren, aber wenn man nicht wahrhaben will, dass es Herbst wird, dann vernachlässigt man diese zündende Idee gern noch ein wenig. Und verzichtet natürlich auch auf „pummeligere“ Federbetten.

Dortmund-Ems-Kanal. Lunas „Freischwimmerinnenbecken“

Der Sonntag vergeht wie im Fluge. Plötzlich dämmert es und ebenso heimlich wie heimtückisch versucht es der kleinere Bruder der gestrigen Windhose, unserer Markise ein Leid zuzufügen. Längst haben wir sein verwerfliches Ansinnen erkannt, alles verstaut und gesichert. Wir werden dann alles am Montag wieder neu aufstellen. Besser so, als den erstklassigen Schattenspender deformiert vom Wohnwagendach zu bergen.

Dortmund-Ems-Kanal. Das Revier einer nicht näher genannt werden wollenden Kleinen Münsterländerin

Luna wird langsam wieder die alte. Fast hat sie ihre Läufigkeit abgeschlossen. Erneut zeigt sie größtes Interesse am Sustrumer Tierreich, das seinerseits beizeiten eine erhöhte Alarmbereitschaft spüren lässt. Das Frollein setzt neue Schwerpunkte: War sie bis dato mehr an den Duftmarken ihrer Artgenossen und potentieller „Bewerber“ interessiert, so legt sie nun wieder einen besonderen Schwerpunkt auf Witterung und Fährten. Und da sind auch kleine, übermütige Fische, die ausgelassen und tollkühn im flachen Wasser ihre Kreise ziehen, nicht sicher. Nur Lunas Leine, gewissermaßen eine Rettungsleine, bewahrt die gedankenlosen Kiementräger vor dem abrupten Ende ihrer Kreisbahnen.

Natürlich drehen wir noch unsere Ems-/Dortmund-Ems-Kanal-Runde bevor wir packen und uns auf den Rückweg ins Ammerland machen. „Herr Truma-Mover“ streikt nicht mehr. Gewohnt verlässlich versieht er seine Dienste und führt Big B. spurgetreu an die Darth Vadersche Anhängerkupplung. Wir verabschieden uns von freundlichen Platznachbarn aus Kiel und Unna und natürlich von der ebenso freundlichen Familie Sandker. – Und weil´s wieder einmal so schön war: Am Donnerstag, 12.09. beginnt ein neues Sustrum-Wochenende.