Gibt es etwas Schöneres, als an einem Freitagnachmittag gegen 16.00 Uhr auf der A 28 in Richtung Emstunnel zu fahren? Ja, die Parkplatzsuche an einem vorweihnachtlichen Wochenende in der Oldenburger Innenstadt.

Wir sind auf dem Weg ins Emsland. Der einspurige Baustellenbereich an der AS Leer-Nord ist fast erreicht und wir erleben gerade die Neudefinition des „Reißverschlussverfahrens„. Das Verfahren, das ich vor vielen Jahrzehnten unter „einer links, einer rechts“ kennenlernte, ist inzwischen zur Variante „im Überholverbot noch schnell links vorbei und dann klassisch ausbremsend in die rechte Spur“ ausgereift. Und es funktioniert so gut, dass es zahlreiche gedankenlose Nachahmer findet. – Nun könnten man und frau meinen, dies bringt mich auf die Palme, und … „Ja, so ist es.“ – Allerdings haben wir an diesem Nachmittag den großen Vorteil: wir fahren ins Wochenende.

29. September 2018. 03.00 Uhr. Emstal. -0,4°C. – „Hallo! Ich bin wach! Wer noch?“ Luna, die momentan Scheinträchtigste aller Kleinen Münsterländerinnen zwischen Weser und Ems, beschließt, der Nachtruhe Einhalt zu gebieten. „Sternenklarer Himmel, ein abnehmender Mond. Ich muss hier raus!“ Ich nicht unbedingt, aber ich beschließe, sie zu begleiten. Was bleibt mir anderes übrig?

Es ist ebenso dunkel wie frostig im Zweistromland an der Sustrumer Brinkstraße. Wir zählen die Sterne und betrachten das weite Himmelszelt. Die Kälte besiegt die isolierende Wirkung meiner Jogginghose gänzlich und ich ordne den geordneten Rückzug in Richtung Big B. an.

Luna ist „not amused“, zerrt an ihrem Lager und ihrer Decke, positioniert alles neben unserem Bett und entscheidet sich in dieser fast beendeten, aber durchaus nicht abgeschlossenen Nacht, für die direkte Nähe zu ihrem Rudel.

Einigermaßen ausgeschlafen schlagen wir am Vormittag über die B70 und B402 unseren Weg nach Klazienaveen (NL) ein. Die beiden großen „Ks“, Kibbeling und Käse, locken uns wieder auf den dortigen Markt. Von 11.00 Uhr bis 18.00 Uhr bieten hier samstags diverse HändlerInnen ihre Waren an. – „Klamer Kaas“, alle tijd voor kwaliteit, versorgt uns, nach kompetenter Beratung und gebefreudiger „Versuchung“, mit „Komijne kaas no. 5“ und „Stellinger kristal“. Ein Genuss ohne Reue. Kibbeling holen wir uns beim Emmer Vishandel, al meer dan 100 jaar een begrip. Und auch hier werden wir, wie gewohnt, mit dem appetitlichsten Fisch verwöhnt.

Über Barger Compascum und Emmer Compascum, beide Ortschaften muss man gesehen haben … oder auch nicht, geht es weiter nach Ter Apel. Hier besichtigen wir die Klosteranlage. Zwischendurch queren wir mitten in der verlassen scheinenden niederländischen Landschaft den Kanaal-Veendam-Musselkanaal, den Mussel-Aa-Kanaal und den Ruiten-A-Kanaal. Wären da nicht diese Lkw-Gebotsschilder, ich hätte diese drei Brücken niemals mit unserem Auto befahren.

Für ein wenig Lachen sorgt dann noch der Ortsname Jipsingboertange. Wobei mein persönlicher Favorit der Name Gasseternijveenschemond ist, aber in Richtung Stadskanaal fahren wir heute nicht. Doch auch in Deutschland schießen wir mit Ortsnamen wie Obersulmetingen, Mohrkirchosterholz oder Völlenerkönigsfehn namenstechnisch schon mal den Vogel ab.

Und dann sind wir auch schon in Bourtange. Hier führt kein Weg an der Festungsanlage vorbei. Eis und Kaffee gönnen wir uns im „’s Lands Huys“ und einige alt-holländische Leckereien werden noch schnell in der „Kommandantur“ besorgt.

Auf längst vertrauten Wegen fahren wir zurück ins Emstal. Der Herbst meint es gut mit uns und so sitzen wir am späten Nachmittag entspannt in der strahlenden Sonne und genießen die laue Luft und milde Wärme an der Ems.

30. September 2018. 02.00 Uhr. -0,1°C. – Nach mehreren geräuschintensiven Neuinstallationen ihres Lagers im Caravan hat es Luna abermals geschafft: Wir sind wach und ich brenne geradezu darauf, mit ihr zu dieser frühen Stunde unterm Sternenzelt zu wandeln, denn nun sitzt sie vor unserem Bett und nörgelt. Es dauert gefühlte 30 Minuten bis ich, zurück im Wohnwagen, wieder meine Betriebstemperatur erreicht habe. Luna interessiert dies herzlich wenig. Binnen weniger Minuten träumt sie bewegt von Ente, Gans & Co.

Es war wieder ein schönes, wenn auch „tierisch unruhiges“ Wochenende im Zweistromland. In diesem Jahr werden wir es wohl nicht mehr schaffen, aber in der kommenden Saison stehen wir dort wieder vor der Tür.
