Samstag. Frühstück ohne Brötchen? Undenkbar! Gut, dass wir unsere Backwaren rechtzeitig bestellt haben. Telefonisch. Zwei Roggen- und zwei Mohnbrötchen. Sehr zügig sind wir beim „Bäcker unseres Vertrauens“. Ein kurzes Stück über die A28, dann auf die A31, Anschlussstelle Dörpen und dann nur noch der Katzensprung auf der B401 und schon halte ich die Brötchentüte auf „unserem“ Campingplatz in der Hand.

Zufällig haben wir auch den Wohnwagen dabei. Naja, wenn wir schon einmal da sind, können wir ja auch über Nacht bleiben. Warum das wechselhafte Aprilwetter in Wiefelstede erleben? Das klappt doch auch prima im Emsland. In … Richtig! In Sustrum.

Knackige 6,5 Grad Celsius spornen uns beim Aufbau des Biancos an. 30 Minuten später sitzen wir im Emstal am gedeckten Frühstückstisch. Nun könnte man meinen: „Die spinnen, die beiden!“ – Warum? Was ist daran falsch, Mohn- und Roggenbrötchen zum Frühstück zu bestellen?

Luna drängt darauf, an der Ems nach dem Rechten zu sehen. Was macht die Nutria? Wie geht es den Anglern? Sind die Enten wohlauf? Ist der Fasan immer noch lebensmüde? Halten sich die vier halbstarken Schwäne auf der Alten Ems weiterhin für unbesiegbar? Brennende Fragen, die nach einer Antwort verlangen.

Wir treffen ein Ehepaar aus Steinbild und kommen ins Gespräch. Die beiden sind irgendwann aus Bocholt an die Ems gezogen und geben uns viele Tipps: das Bauernkaffee an der Landstraße in Richtung Haren, der Grieche und der Italiener in Dörpen. Schnell stellen wir fest, dass wir noch lange nicht alles entdeckt und gesehen haben.

In der Nacht ist es sternenklar und die Temperatur lässt sich fallen. Zu Boden und in Bodenfrostnähe. Es klopft an der Wohnwagentür. Ich öffne und vor mir steht ein bärtiger Mann. Er trägt eine dicke Daunenjacke, die Kapuze säumt ein Fellrand in dem sich kleine Eisperlen gesammelt haben. Sprachlos sehe ich ihn an. Ich erkenne ihn sofort. „Hallo, ich bin Roald Engelbregt Gravning Amundsen und heiße Euch am Nordpol herzlich willkommen!“ Neben mir vernehme ich die Stimme der besten Ehefrau von allen: „Ronald, aufwachen! Du hast geträumt.“ Geträumt? Ich habe ihn doch gesehen und eiskalt ist es auch.

7.00 Uhr. Roald Amundsen ist längst weitergezogen. Luna sitzt neben dem Bett, die Schnauze leicht auf den Bettrand gelegt hypnotisiert sie uns. „Wenn Du sie jetzt anschaust, hast Du verloren.“ Die beste aller Ehefrauen verliert an diesem Morgen und gewinnt neue Erkenntnisse in der Emstaler Tiefkühltruhe. Eiskristalle zieren die Dachfenster. Polarlichter tummeln sich über dem Dreieck Brinkstraße/Fresenburger Straße/Steinbilder Weg. Ich drehe die Heizung höher, mich noch einmal um und opfere mich, den Bianco völlig allein zu hüten. Zur Belohnung bekomme ich ein leckeres Frühstück.

Es wird Zeit. Wir „brechen unsere Zelte ab“. Als wir uns von Familie Sandker verabschieden, erhalten wir den Tipp, unbedingt einmal den Internationalen Naturpark Bourtanger Moor-Bargerveen zu besuchen. Das einst größte zusammenhängende Moorgebiet Mitteleuropas.
Nun, so müssen wir unbedingt wiederkommen. Doch erst nach Pfingsten, denn dann fahren wir erst einmal über den Weißwurst-Äquator in Richtung bayrische Landeshauptstadt. Ja, die Mohn- und Roggensemmel (sowie Augustiner Edelstoff) sind bereits bestellt. Telefonisch!