Nur eine kleine, eine kurze und nicht so weite Probefahrt wollen wir über Himmelfahrt unternehmen. Eine Probefahrt und erneute Stellprobe mit dem neuen Bianco. Dem „Big Bianco“, wie wir ihn immer häufiger nennen. Nun hat auch er seinen Namen weg.

Doch bevor wir starten, wird uns „BB“ erst einmal die lange Nase zeigen. Die beste aller Ehefrauen hat an alles gedacht: Speis und Trank füllen den Kühlschrank und auch der Kleiderschrank, nun mit einer LED-Beleuchtung ausgestattet, ist reisefertig eingeräumt. Luna und ich verabschieden unsere Lademeisterin gen Arbeitsstelle. Eine muss ja arbeiten und Geld verdienen, damit das Frollein und ich umherreisen können.

„Leinen los!“ Schnell den Caravan gedreht und „an den Haken genommen“. Auffällig lange, ja, fast ein wenig schlaftrunken, piept die Fernbedienung für den Mover. Nun denn, es ist früh am Morgen und so eine „Remote Control“ ist auch nur ein Mensch. Es kommt, wie es kommen muss: Big Bianco rührt sich nicht von der Stelle. Was wäre eine Probefahrt ohne Problemchen? Sie wäre schön, aber langweilig.
Ich ahne nicht, dass ich heute eine Schulung mit dem Thema „Der Mover und seine interessanten Baugruppen. Kapitel 1 „Grundlagen der Elektronik““ erteilt bekommen werde. Eine Art Fernstudium, denn ich telefoniere zwischendurch mit dem Fendt-Händler unseres Vertrauens ihn Papenburg. Schließlich ist alles in Ordnung. Der Mover „movt“, Big B. hängt an der AHK und los geht die Fahrt.

„Ja, was war denn nun? Woran hat es gelegen?“ Es ist mir peinlich, aber ich muss gestehen, dass „Problem lag zwischen meinen Ohren“. Ich fasse mich kurz: „Ohne geladene Batterie kein Elektronenfluss. Ohne Strom läuft kein Elektromotor.“ Warum hatte ich seinerzeit den doch so bedeutenden Gedanken verworfen, eine weitere Steckdose für den Wohnwagen unter dem Carport zu installieren?
Die Fahrt verläuft problemlos. Und so kommen wir rasch und geschmeidig in Sustrum an. Herr Sandker nimmt uns in Empfang. Ich berichte ihm von meinem morgendlichen Erlebnis. Aufmerksam hört er mir zu ohne auch nur ansatzweise zu lachen oder versteckt zu lächeln. Ich hätte es verstanden, hätte er.

„Vatertagsvorbereitungen“ in Walchum. Der NP-Discount wird regelrecht bestürmt. Bei den Einkaufswagen vor dem „Markt unseres Vertrauens“ hat sich eine illustre Radfahrergruppe aus den Niederlanden versammelt. Sie genießen „das König der Biere“. Kühl serviert und dunkel gelagert. Auf dem Parkplatz üben sich derweil einige Fahrzeuglenker und -lenkerinnen im Einparken. Ein wenig abenteuerlich geht es dabei schon zu. Da steht ein Fahrzeug aus der Sternenflotte und besetzt gleich zwei Stellplätze, dort schont „Oma Tebbenjohanns“ (der Name ist frei erfunden!) die ausgewählte Parkfläche und bleibt beharrlich und bis zu 50% mit ihrem Schlaglochsuchgerät in der Durchfahrt stehen. Und wenn „Mann“ als gesunder Mensch und ohne Berechtigung einen Behindertenparkplatz besetzt, beweist dies zumindest eine mentale Einschränkung. – Nein, heute gefällt es mir nicht so recht in Walchum. Zügig erledigen wir unseren obligatorischen Einkauf im N(iedrige)P(reise-Discount) und erwarten die beste Ehefrau von allen im Emstal.

03.30 Uhr. Luna beschließt, vom Caravan ins Sternenzelt zu wechseln. Es ist zwar stets ein Erlebnis, die „millionenmilliarden“ Sterne am Sustrumer Himmel zu betrachten, doch diesen Anblick kenne ich dank Luna inzwischen und könnte an diesem noch sehr jungen Morgen durchaus auf selbigen verzichten. Die ultra helle LED-Taschenlampe liegt wohlbehalten daheim, also kommt die „olle Laterne“ zum Einsatz. In ihrem furchtsam-gehemmt schimmernden Licht stolpere ich in die Dunkelheit. Dann lieber gleich: „Licht aus!“ Die Laterne ist aus und schnell gewöhnen sich meine Augen an die Dunkelheit. 33 Jahre Bundeswehr im mobilen Einsatz in den einsamsten Regionen der Republik lassen mich nicht nur nachts rasch hellwach sein, nein, ich kann mich ebenso bei Dunkelheit sehr gut orientieren.

Unsere Anwesenheit schreckt einen Sprung Rehe auf. Ein, zwei kurze Warnrufe, ähnlich wie das Bellen eines Hundes, und sie fliehen. Nur in welche Richtung? Etwa auf uns zu? Das kann mein „Adlerauge“ nicht ausmachen. Dafür sind sie zu weit von uns entfernt. Ich sehe das Frollein und mich schon in panischer Flucht überrannt und uns ge- und betreten zu Boden taumeln. Aber die Rehe weichen dann doch in Richtung Dortmund-Ems-Kanal aus.

Über uns schiebt sich lautlos ein großer Schatten vor den Sternenhimmel und gleitet in Richtung Ems. Vielleicht eine Eule? Der Größe nach zu urteilen „Ja!“. – So, Luna, auch wenn bereits die ersten Vögel zwitschern: „Ende der Exkursion und ab in den Wohnwagen.“ Warum waren wir eigentlich gestartet? Das Frollein hielt es für angebracht zwei, drei Maulwurfshügeln ihre ganz persönliche Note zu verleihen. Tröpfchenweise.
Himmelfahrtstag. Das „Emstal“ ist sehr gut besucht. Neben uns logieren die „Herren Puccini“ (in ihrem Tabbert) und ein Paar aus den Niederlanden, das mit seinem Bürstner angereist ist. Luna will es nicht so recht gefallen, dass sie „an der Kette liegt“, aber da muss sie nun einmal durch. Zu viele Zwei- und Vierbeiner tummeln sich auf dem Platz. So auch ein kleiner Welpe. Den kennen wir doch! Am Ende der Leine entdecken wir unsere Nachbarn aus Wiefelstede. Die Welt ist klein.

Um 06.30 Uhr beschließe ich heute einmal, dass die Nacht vorüber ist. „Luna, komm´ auf geht´s!“ Tja mitgegangen, mitgefangen. Von wegen ausschließlich des nachts auf die Pirsch wollen. Die beste aller Ehefrauen versucht trotz unseres Spektakels im Big Bianco weiter zu schlafen, was nicht ganz einfach ist, doch wir geben uns größte Mühe, möglichst geräuschlos zu verschwinden. Die Sonne „scheint noch sehr waagerecht“ und es geht auf Fotosafari. Gestern entdeckte ich für mich völlig neue Menueunterpunkte an der Kamera, die ausprobiert werden wollen. Nach zwei Jahren. Ja, ich gehöre zu denen, die keine Bedienungsanleitungen lesen. Und augenblicklich höre ich eine innere Stimme, die ruft: „Ja, würdest Du nur! So wäre Dir die Blamage mit der nicht geladenen Batterie (Mover) erspart geblieben, Du Träumer!“ – Natürlich kann man das so nicht vergleichen, oder etwa doch?

Bevor wir packen, führen wir eine Manöverkritik durch. Manöverkritik, so heißt es bei der Bundeswehr, wenn alle darüber beratschlagen, warum die stets interessanten „man sollte, man könnte, es dürfte doch kein Problem sein-Sprüche“ praxisferner Vorgesetzter von den dann irgendwann genervten Untergebenen nicht zu 100% erfolgreich umgesetzt werden konnten. Also „manöverkritiken“ wir: Warum flattert nur unsere Markise im Wind und alle anderen „schweigen“? Der Wohnwagen ist falsch ausgerichtet. Maßnahme: Beim nächsten Mal die vorherrschende Windrichtung beachten. Und! Die Gebrauchsanweisung lesen! Da gibt es nämlich zwei Streben mit denen man die ganze schattenspendende Einrichtung sehr effektiv stabilisieren kann! Wenn man/Mann die Anleitung lesen würde … – Warum spenden alle Markisen mehr Schatten als die unsrige? Der Lauf der Sonne ist uns hinlänglich bekannt, aber wir müssen den Schwerpunkt auch auf eine „natürliche Deckung“ (Hecken, Bäume, Sträucher) und die Ausrichtung des Biancos legen. Dann klappt´s auch mit dem Schatten. – Warum knarrt unsere Markise? Der Aufstellwinkel der ausgefahrenen Markise ist zu groß/hoch. Das Tuch scheuert im Wind, der uns „heuer“ reichlich beschert war, am Markisenkasten. Und es gibt da zwei Streben … aber vergessen wir diese Peinlichkeit. – Warum gab es am Himmelfahrtstag keine Brötchen? Der Bäcker hat einen berechtigten Anspruch darauf auch den Vatertag (Himmelfahrt) zu feiern.

Nun, da weitere Probleme unserer noch jungen Campingwelt erkannt sind und Abhilfe geschaffen werden kann, ist es Zeit zu packen und die große Pfingsttour über den Weißwurstäquator vorzubereiten. Und vielleicht doch die eine und andere Bedienungsanleitung zu lesen! – Das Abenteuer geht weiter. Demnächst: „Big Bianco unter´m weiß-blauen Himmel.“
