Nicht systematisch

Spontan besuchten Luna und ich heute den ehemaligen Feuerleitbereich (FLB) der inzwischen mehr als historischen 2./Flugabwehrraketenbataillon 26 im Landkreis Wesermarsch.

Es war einmal …

… als eine einzelne Flugabwehrraketeneinheit, die im V-Fall feindliche Flugziele in mittleren bis großen Höhen bekämpft hätte, noch eine Batterie und keine Staffel war, als ein Flugabwehrraketenbataillon noch ein Bataillon und keine Gruppe war, als ein Regiment noch als Regiment funktionierte und sich nicht aus Prestigegründen in ein „Geschwader“ verwandeln musste: Lästernde FlaRak-Soldaten mutmaßten einst, dass diese Metamorphose allein deshalb erfolgte, damit sich der Kommandeur eines Regimentes „Kommodore“ nennen durfte. – „Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.“

Seit 30+ Jahren geschlossen

Das oben gezeigte Tor hütet auch heute mehr als „nur“ Militärgeschichte. Mein ganz persönliches Kopfkino setzt den Projektor in Gang. Im Zeitraffer erlebe ich Momentaufnahmen aus den 1978-1990er Jahren: Der Schicht- und Tagesdienstbus, der von Gerold gewohnt souverän und erfahren gelenkt, das Personal kutschiert. Der Kantinenwagen, der in stets willkommener Abwechslung zum EPA (Einmannpackung)-Tag Frikadellen und belegte Brötchen bringt. Lisbeth (1925-2008), unsere unüberhörbare gute Seele, die aus dem Handgelenk und dem Backofen in Lichtgeschwindigkeit einen Kuchen zaubert. Besonders dann, wenn Überprüfungsteams unangekündigt unsere „IFC“ (Integrated Firing Control) be- und heimsuchen. Das ewige Summen aus dem Trafo-Gebäude, die heulenden Blower der Tracking Antennas auf dem Wall, …

Der einstige Feuerleitbereich „meiner“ Flugabwehrraketenbatterie NIKE Hercules „in the middle of nowhere“. – Wir waren „kernenergetisch“! In den Kalibern XS und XL

Heute sieht es am Chorengelshellmer aus wie bei „Hempels unter´m Sofa“. – Ein Kastenwagen fährt an mir vorüber. Der Fahrer schaut und schaut und schaut und fährt in der Doppel-S-Kurve zum Sürwürder Hellmer fast in das Lockfleth. [Der Pilot eines Audis versenkte einst seine 100er-Limousine im Fleth. – Das Auto lief sofort voll, er war es bereits.]

Irgendwo hinter dem Schilf und dem Zaun versteckt sich heute die Ruine des ehemaligen Bereitschaftsgebäudes der 2./FlaRakBtl 26

Heute stehe ich „Draußen vor der Tür“ und blicke in die Runde. Ich könnte jetzt sofort zehn, fünfzehn, zwanzig Anekdoten* aus meiner Zeit bei den Nikies „aus dem Ärmel schütteln“: schöne, heitere, nachdenkliche und bewegende.

Luna: „Es ist Zeit für uns zu gehen!“

Das Frollein wird unruhig. Sie spürt, dass mir die Umgebung und meine mich einholenden Erinnerungen ein wenig „an die Nieren gehen“. Und so ist es auch. – „Aufsitzen! Wir fahren heim.“  … aber vorher drehen wir noch eine Runde durch Roonkarken!

Keine Kunst, aber Krempel soweit das Auge reicht

*Eine davon findet sich unter „Posten beziehen“. Eine weitere unter „Der 280er“.