„Wenn du im Recht bist, kannst du dir leisten, die Ruhe zu bewahren; und wenn du im Unrecht bist, kannst du dir nicht leisten, sie zu verlieren.“ – Mahatma Gandhi
Wie kommt es, dass ich nach 24 Jahren plötzlich an eines dieser zahlreichen „Schlüsselerlebnisse“ bei den „24ern“ in Elsfleth-Lienen/Landkreis Wesermarsch denken muss? Sicherlich, weil es sich im November, heute schreiben wir den 30. November, bei der 1./Flugabwehrraketengruppe 24, und vor 24 Jahren ereignete.
Große Zusammenkunft im Unterrichtsraum, Block B. Hektische Betriebsamkeit auf dem oberen Flur und vor meinem Dienstzimmer. Ich habe noch schnell „eine Bohne aufgesetzt“ und es dauert nicht lange, da orten bereits zwei, drei Kameraden das Aroma „des brasilianischen Erfrischungsgetränks“. In trauter Runde sitzen wir und trinken einen Kaffee.
Etwas anders als erwartet wird sie verlaufen, die „große Runde“ im U-Raum. Geht´s um Weihnachten, Neujahr, Silvester? Gleich zwei Staffelchefs und -feldwebel sind mit von der Partie. Ungewohnt für eine der üblichen Dienstbesprechungen.
Ja, es geht um Heiligabend, die Weihnachtsfeiertage und den Jahreswechsel. Es geht um die zu besetzenden Wachdienste. Braucht man dafür Chefs und „Spieße“? Ja, „24er“ brauchen „Führung“! Flugs wirft der eben noch meinen Kaffee trinkende Kamerad M. eine Folie an die Leinwand: Dienstbelastung der Offiziere vom Wachdienst im Jahr 1991. Unter den Top 10 finden ich mich wieder. Exakt auf Platz 1. Der Pole Position für „Drückeberger“.
Nach meiner Zuversetzung hatte ich mich, wie alle anderen, stets im Geschäftszimmer zur Wachdienstvergabe gemeldet und war stets durch den Geschäftszimmerunteroffizier darauf aufmerksam gemacht worden, dass ich auf Grund meines Dienstalters keine Wachdienste verrichten solle. Es gäbe ausreichend jüngere Interessenten, denen daran gelegen sei, durch mehrgeleisteten Dienst das eine und andere lange Wochenende zu „erdienen“. – „Nein, wirklich, es ist nicht erforderlich, dass …“
Und nun bin ich „Numero Uno!“, sitze inmitten einer hämisch grinsenden Versammlung treu dienender Kameraden und werde gegen alle Regeln der Inneren Führung „vorgeführt“. Zu allem Überfluss melden sich gerade die „Spezialisten“ zu Wort, die nicht gerade durch überzeugendes Engagement und produktiven Ideenreichtum im täglichen Dienstbetrieb glänzen. Dafür schweigen die Loyalen. Zumindest hielt ich sie bis dato dafür.
Ich schildere den Sachverhalt aus meiner Sicht, melde mich bei meinem Disziplinarvorgesetzten ab und finde mich später für den Wachdienst am 31. Dezember 1991 „auserkoren“. – Nun ist es nicht der besondere Tag oder der Dienst als solcher, der mich ärgert. Ich bin Berufssoldat und wusste, auf was ich mich einlasse, als ich „den Vertrag“ unterschrieb. Es sind die Einfältigkeit der Kameraden und die Sprachlosigkeit „der Führung“, die mich auch heute noch für einen winzigen Augenblick so enttäuscht. – Ja, der November kann schon ein dunkler Monat sein.