A27, AS6 „Bremerhaven Überseehäfen“. Geheimsprache? Nein. Eingefleischte Caravaner wissen natürlich längst, dass wir auf dem Weg zum Camping- und Ferienpark „Spadener See“ vor den Toren Bremerhavens sind.
Es regnet und innerhalb kürzester Zeit ist der Bianco ein Negro, nämlich schwarz wie die Nacht. Unser Vorteil, es regnet beständig und so wird Big B. binnen kurzer Zeit wieder weiß gewaschen. Also, eher grauweiß mit einer Spur dieser sog. „Erdfarben“.

Wir suchen unseren Platz im „Dorf 5“, das wir erst einmal umrunden, um eine etwas höher gelegene und trockenere Stelle zu finden. Nicht, dass wir mit einer Flutwelle rechnen, aber als langjährige Küstenbewohner haben wir so unsere Erfahrungen in punkto Niederschlag, Ebbe und Flut und Moorboden gesammelt.
Wir kennen den Platz noch nicht, wissen aber, dass er seit 2016 unter neuer Leitung geführt wird. Hier und da wird noch gewerkelt. Dies wird dem Komfort und Wohlbefinden der Gäste dienen und stört uns an diesem Wochenende nicht. Die Niedersachsen haben ihre Sommerferien beendet und wir ziehen daraus unseren Nutzen und können uns ein wenig „raumgreifender“ ausbreiten, als dies ansonsten möglich ist.

Das Frollein ist auf dem Platz an der Leine zu führen und darf nicht an und in den 20 ha großen See. Bei dem augenblicklichen Regen ist es ohnehin egal, denn es fällt ausreichend „Gewässer“ vom Himmel. Und außerdem ist Luna eine Kleine Münsterländerin und kein Seehund.

Auch andere Hundehalter nutzen das Umland, um ihre treuen Begleiter auszuführen. „Du kommst jetzt her!“ oder „Beeeello!“, hin und wieder auch ein energisches „Nein! Aus!“ mischen sich in das zeitweise sehr kämpferische Gebell der Vierbeiner, die am Rande des Camping- und Ferienparks ausgeführt werden. Der Wurthkampsweg (in der Verlängerung: Am Spadener See) um den Spadener See ist eigentlich mehr ein von Bäumen und Sträuchern gesäumter „Tunnel“ mit gemähtem Seitenstreifen, der mit uneingeschränkten Halteverbotsschildern gespickt ist. Dies lässt zu sommerlichen Badezeiten auf regen Betrieb in und um den See schließen. Leider bleibt uns bei unserem nachmittäglichen Gang ein Blick, und sei es auch nur ein „Tunnelblick“, auf das Gewässer vorenthalten.
Die Nähe der Seestadt Bremerhaven, meines Geburtsortes, lässt sich nicht verleugnen. Stets liegt so ein „industriell-wirtschaftswachstümlich-maritimes-Rauschen“ in der Luft. Kommt dieses nun von der nahegelegenen Autobahn 27 oder trägt der Wind den „Charme“ der Bremerhavener Überseehäfen bis nach Spaden, wir können es nicht mit Bestimmtheit sagen. Allerdings sind wir uns sicher, dass nur wir, die Neuankömmlinge, dieses Rauschen hören. „Alte Hasen“ habe es längst ausgeblendet.

Bremerhaven vor der Tür, da werden, trotz großer Baustellen im Stadt- und Überseehafengebiet, natürlich auch ehemalige heimische Gefilde besucht. In der Frühlingstraße 37 wohnten wir bis zu unserem Umzug in die Wesermarsch im Jahr 1962. Und in der Geestemünder Schillerstraße lebten Oma und Opa. Klar, dass wir dort „mal eben schnell“ vorbeifahren.
Am Bürgerpark in der Frühlingstraße hat sich einiges getan, die einstigen Kleingärten sind ausnahmslos Ein- und Mehrfamilienhäusern gewichen, die Frühling- wurde zur Einbahnstraße und in der Schillerstraße bekomme ich sofort ein ganz flaues Gefühl in der Magengegend, als ich „Opas Haus“ erblicke. Kein Wunder, dass sich Bremerhavener Kommunalpolitiker massiv in der örtlichen Presse über marode Häuser in den Stadtteilen der Seestadt empören.
Ich kenne diese Straßenzeile bereits seit ihrem Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg in den 1950/60er Jahren. Grieb, das Farben- und Tapetengeschäft, Fischhändler Bruno Wilke, Elektromeister Louis Wischöfer, der kleine Kiosk an der Ecke Allmersstraße, der Gemischtwarenhändler An der Mühle, Baumhöfers Gaststätte mit der präparierten Boa constrictor, sie war bestimmt drei Meter lang, im Fenster, der Friseurladen meines Großonkels und Kaufmann Seithe, bei dem ich immer einen Liter Milch „lose“ in der Kanne holte. Bis auf den alteingesessenen Friseurladen, inzwischen unter neuer Leitung, sind alle fort. Leerstand, Neu- oder Wiedereröffnung, schließlich die Geschäftsaufgabe. Heute nichts neues im harten Wettbewerb und steten Wandel der Zeit, aber der bauliche Zustand der Häuser. Ein Trauerspiel.
Wir besuchen die „Havenwelten“, essen ein Eis „Am Längengrad“ vor dem Mediterraneo und treffen auf einen der Reisebusse „unseres“ Wiefelsteder Busunternehmens vor dem Überseemuseum. – Die Welt ist ein Nest.

Im Spadener Vollsortimenter Paradies an der A27 füllen wir unsere Bestände auf. Ja, auch hier gibt es dieses Wernigeroder Erfrischungsgetränk, das ich so gern „auf Reisen“ trinke.
Wieder in der Camping- und Ferienwelt angekommen erleben wir, wie ein Paar aus der Gegend um Minden gerade damit beschäftigt ist, ihren Bürstner im Spadener Moor zu versenken. Mit ihrem japanischen Allradgefährt schaffen sie es schließlich, den Caravan wieder an und auf´s Trockene zu ziehen. Ja, es ist nicht ganz eben und trocken auf dem Platz am Spadener See. Nach einer Adrenalinschubsenkungszigarette geht es dann erneut ans Werk. Geschafft. Wohnwagen und Fahrzeug stehen hoch und sicher.
Es wäre nun nicht die feine englische Art, das jetzt unmittelbare, noch vor dem weiteren Aufbau der Wagenburg erfolgende Schauspiel des Ausrichtens der Satellitenschüssel zu beschreiben. Ein Bild für die Götter, aber der Gentleman genießt und schweigt, freut sich aber jedes Mal auf´s Neue, wenn dieses „satellitengestützte Schauspiel“ beginnt. Egal auf welchem Campingplatz.

Plötzlich ist es da. Dieses helle, gleißende Licht am Himmel. Es soll Jahreszeiten gegeben haben während der sich dieser strahlende Ball den Erdenbewohnern regelmäßig zeigte. Sie nannten diese Erscheinung „Sonne“. Wir nutzen ihr Licht und ihre wärmenden Strahlen und packen ein. – Spadener See, ade!

Ein sehr schöner Bericht in einem gelungenen Blog. Danke für den Link zu meiner Seite
Vielen Dank für Ihren freundlichen Kommentar. Und meinen ganz besonderen Dank für Ihren Beitrag „Geestemünder Schillerstraße“.