Alle Jahre wieder. Wir verteilen hier und da, also, nach dem Zufallsprinzip, Weihnachtssterne im Ort und der Gemeinde. Ich betreue wieder meinen angestammten Bezirk und finde auch in diesem Jahr dankbare Abnehmer*Innen. Unter anderem ist auch eine Seniorenwohnanlage im Ortskern wieder das Ziel meiner „Sternfahrt“.
Ich gebe hier den ersten Stern ab, wende meine beladene Schubkarre und schiebe diese weiter in Richtung Frau R., der ich in diesem Jahr ein Exemplar zugedacht habe. Dabei passiere ich drei Wohneinheiten, die ich nicht ansteuere. Kaum daran vorbei, wird eine Tür aufgerissen. „Ich will auch einen Stern haben!“, ruft mir eine hörbar erregte Dame hinterher. Allerdings habe ich bereits bei Frau R. geklingelt, bin mit ihr ins Gespräch vertieft und übergebe ihr einen Weihnachtsstern mit den passenden, vorweihnachtlich einstimmenden Worten.
Jetzt erreicht mich die andere Dame. Ungeachtet meines noch währenden Gesprächs mit Frau R. wiederholt sie, nun noch lauter fordernd und vehement auf ihr vermeintliches Recht pochend, ihr unmittelbares „Anrecht auf einen Weihnachtsstern“. Um des lieben Friedens willens bekommt sie eines der wunderschönen Exemplare von mir ausgehändigt. Und ich naiver Mensch denke, sie nun „ruhig gestellt“ zu haben. – Von wegen!

Inzwischen ist eine weitere „vernachlässigte“ Nachbarin vor ihrer Haustür erschienen und dieser wird umgehend durch die „reizende Dame“ folgendes mitgeteilt: „Da geht DER an unseren Türen vorbei! Reagiert nicht einmal auf meinen Anruf! DER wäre doch tatsächlich so verschwunden!“
Inzwischen steht diese „Dame“ wieder vor mir, fordert nun auch einen Weihnachtsstern für die Nachbarin und begleitet ihr unverschämtes Auftreten mit den Worten: „Und da (sie zeigt auf eine weitere Haustür) kommt auch einer hin!“
In stoischer Ruhe, nur der Herr weiß, woher ich diese nehme, erkläre ich der Dame, den Sinn und Zweck sowie den „workflow“ unseres alljährlichen Adventsbrauches.
Solch ein unverschämtes Benehmen ist mir noch nie untergekommen! – Doch es gibt immer ein erstes Mal.
Das Covid-19 gerüttelte Jahr neigt sich seinem Ende entgegen, wir kommen zur Ruhe und Besinnung und üben Nachsicht und Gelassenheit. – Wenn´s manchmal auch sehr schwer fällt!