Nach einer mehrstündigen Fahrt von Wiefelstede erreichen wir Krakau, die ehemalige Hauptstadt Polens an der Weichsel. Krakau liegt im südlichen Teil Polens, dem sog. Kleinpolen. Die Stellung als ehemalige Residenzstadt der polnischen Könige und als Bestattungsort bedeutender Persönlichkeiten verleiht Krakau seine besondere nationale Bedeutung.

Doch nicht die Tatsache, dass Krakau 1978 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt und im gleichen Jahr der Krakauer Kardinal Karol Wojtyla zum Papst gewählt wurde, waren der Anlass unserer Reise. Zwar lockt uns Krakau als kultureller Mittelpunkt und „heimliche Hauptstadt“ Polens an die Weichsel, aber wir wollen uns mit einigen der grundlegenden Elemente der nationalsozialistischen Ideologie, dem Antisemitismus und der Ablehnung von Demokratie und Kommunismus befassen.

Es bleibt uns ein wenig Zeit die Altstadt, die Marienkirche, den Marktplatz, die Tuchhallen und den grünen Gürtel um die Altstadt Krakaus zu besuchen. Um das jüdische Viertel am linken Ufer der Weichsel zu erkunden, trennen wir uns von unserer Reisegruppe, denn das Erreichen des Stadtteiles Kazimierz in einem sehr geräumigen, aber auch sehr großen Premiumreisebus erweist sich auf Grund der allgemeinen Verkehrssituation als aussichtslos.


Deutsche Truppen besetzten Krakau im September 1939. 1941 wurde die jüdische Bevölkerung in einem Ghetto zusammengepfercht. Von einst ca. 69.000 Krakauer Juden fanden fast 60.000 den Tod in den Konzentrationslagern Belzec in der heutigen Woiwodschaft Lublin, in Majdanek, in Auschwitz-Birkenau und in einem in der Krakauer Vorstadt Plaszow liegenden KZ. Der Grund unserer Reise war die räumliche Nähe Krakaus zum ehemaligen Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Hier wurden während der Zeit des Nationalsozialismus´ systematisch und historisch unbestreitbar Juden, Sinti und Roma, Obdachlose, Behinderte, politisch Verfolgte, sogenannte „Asoziale“ und Kriegsgefangene ermordet.

Ich möchte nun allein meine Bilder sprechen lassen und nur der ehemalige Auschwitz-Häftling Primo Levi (1919-1987) soll zu Wort kommen:
„Es ist geschehen und folglich kann es wieder geschehen: Darin liegt der Kern dessen, was wir zu sagen haben. Es kann geschehen, überall.“











