Kampftag der Arbeiterklasse – 1. Mai

Wir wissen, dass das Wetter am kommenden (1. Mai-) Wochenende mehr als bescheiden werden wird und starten trotzdem durch. Samstag bleibt es, wie es die unbestechliche Wettersoftware ankündigt, trocken. Am Sonntag setzt der Regen ein. Auch hier behält die meteorologische Internet-Weissagung Recht. Und da wir inzwischen in der Umsetzung solcher Wetterorakel bewandert sind, haben wir rechtzeitig reagiert und sitzen bei 13°C nahezu entspannt und ein wenig abgekühlt, unter der beizeiten schräggestellten Markise.

Die Sustrumer Brinkstraße. Ruhe herrscht im ersten Morgenlicht. – Und dann kommen die eiligen PendlerInnen …

Gleichmäßig fließt das Regenwasser von der Omnistor 5200 (Markise) ab, platscht auf die „Peggy Pegs“, einer Art „Bodenstation“ für die Stützen der Markise und flutet die Solarleuchte, die zu entfernen, ich vergaß. Letztere ist laut Herstellerangaben allerdings wasserdicht. „Ob es stimmt?“ – Selbst ein einst renommierter Automobilhersteller mit Sitz in Wolfsburg versprach seinerzeit seiner weltweit übervorteilten Kundschaft, blitzsaubere Dieselaggregate zu liefern.

Ihm schwant nichts Böses. Warum auch?

Vor 30 Jahren weihte mich mein Schwiegervater in die Geheimnisse des Angels ein. Der passionierte Jäger verriet mir seine Tipps & Tricks, „den Fang des Lebens“ an den Haken zu bekommen. „„Leise sein“ ist dabei die Grundvoraussetzung, um erfolgreich zu angeln!“, erklärte er mir.

Eines meines vielen Fotos von der Brücke am „Durchstich“

07.30 Uhr. Luna und ich kontrollieren das Ufer der Ems. Wir nähern uns den ersten bevorzugten Angelplätzen an der Brinkstraße. Schon von weitem hören wir russisch sprechende Petrijünger, die am gegenüberliegenden Ufer ihre Zelte aufgeschlagen haben. „Jede durch unüberlegtes Herumlaufen erzeugte, auch noch so leichte Erschütterung des Bodens wird einen Fisch vertreiben“, flüsterte damals mein Schwiegervater. Diese beiden Angler dagegen unterhalten sich lebhaft und laut, laufen hin und her und würden sie dabei noch singen, tanzen und Balalaika spielen, könnte man an einen vorzeitigen Frühschoppen denken.

Ist Angeln ein Sport? Oder Unterhaltung?

03.52 Uhr. Die Welt geht unter. Ein Gewitter mit allem, was eine solche Unwetterlage bieten kann, geht über dem Emstal nieder. Wir bekommen kräftig etwas auf´s Dach, denn Hagel schlägt auf das selbige, Blitze begleiten das emsländische Donnerwetter, das langsam in Richtung Haren davonzieht. Später hören wir in den Nachrichten, dass es leider auch zu einigen Brandschäden im Emsland kam. Wir waren durch das kenntnisreiche Internet rechtzeitig vorgewarnt und haben beizeiten „unsere sieben Sachen“ verstaut und die Markise eingerollt.

„Die Brücke am CP Emstal“

Als aufmerksamer Leser eines großen europäischen Camping-Magazins ist mir natürlich nicht entgangen, dass es seit kurzem ein elektronisches Stützsystem für Caravans gibt. Modelle bis zu 2,5t bringt diese Neuheit problemlos und „eine Evolutionsstufe voraus“, an dieser Stelle würde ich gern über die Auslegung und den Wortsinn des Begriffes Evolution philosophieren, per Fernbedienung in Position. Ab 1.390,00 Euro könnten auch wir Big B. schnell und ohne großen Aufwand umrüsten. Könnten wir, wenn ich nicht schon so ein irritierend-prahlerisches Empfinden bei der Nutzung unseres neuen Akkuschraubers zum Ausfahren der Stützen hätte. Und warum erwähne ich sie dann? Weil ich sie im Emstal an einem nagelneuen und bestausgestatteten Wohnwagen der Nomad-Klasse entdeckte. Leider zu spät, um diese „vorausgeeilte Evolution“ im Einsatz zu erleben, aber was nicht ist, kann ja noch werden.

Schwäne, Haubentaucher, Buchfinken, Enten! Um wen soll ich mich denn noch kümmern?

Ich muss mich beeilen, meine heutige Erzählung in den Laptop zu hämmern. Die beste aller Ehefrauen hat vor zwei Tagen „Ostfriesenblut“ geleckt (ein Kriminalroman des Autors Klaus-Peter Wolf) und steht, gemeinsam mit der Kriminalhauptkommissarin Ann Kathrin Klaasen, kurz vor der Auflösung des erbarmungslos-gewalttätigen Falles. Wir wollen zu unseren niederländischen Nachbarn kutschieren und ich habe noch nicht einmal die landschaftlich reizvollste Strecke herausgesucht. – Zu spät: der Fall ist gelöst! Es war, so viel sei verraten … nicht der Gärtner.

In Gedenken an Peter Lustig: Löwenzahn

Als alter Hollandfahrer lenke ich uns natürlich auch ohne große Vorbereitungen nach Winschoten. Walchum-Sellingen-Vlagtwedde-Winschoten. Nichts einfacher als das! Nur, der „alte Hollandreisende“ hat mal wieder nicht bedacht, dass am Montag fast alle Geschäfte in den Niederlanden erst ab 13.00 Uhr öffnen. Und da schaut man dann um 11.30 Uhr ganz schön dumm aus der Wäsche. Auch wenn mir dies zum wiederholten Male widerfährt, ich bin mir sicher, es war nicht das letzte Mal.

„Kannst´ mir mal ´nen Euro pumpen?“

Nun ist das Wetter nicht gerade so einladend, dass wir die 1,5 Stunden bis zur Ladenöffnung warten wollen. Aus lauter Verzweiflung und damit wir wenigstens ein wenig Beute mitnehmen können, kaufen wir bei Aldi in Winschoten „Oud Hollandsche Koffiekoek“ und „Heerlijck Banket Stroop Wafels Met Roomboter Bereid“. Letztere haben „nur“ 183 kcal pro Keks (40g). So lohnt sich unser Besuch schon allein hinsichtlich der in Aussicht gestellten „Energiezufuhr“. Und auch die „Koffiekoek“ sind nicht ohne, denn sie bringen es pro Keks (19g) ebenfalls auf gehaltvolle 93 kcal.

Wildkamera. Und wenn die Batterien ok gewesen wären, dann hätte sie auch Bilder gemacht …

Es beginnt zu regnen und wir eilen zu unserem Auto und aus der Stadt. Dass auch der Winschotener Fischhändler mit dem leckeren Bratfisch nicht geöffnet hat, versetzt uns einen weiteren moralisch-kulinarischen Tiefschlag.

Panorama. Nein, nicht das älteste deutsche Politmagazin. Einfach einmal schöne Aussichten

Wir fahren über Bourtange zurück in Richtung Dörpen. „Die Beste“ googelt fleißig nach „lecker Fisch und -lokal“. Leider wird ihr aber einzig ein Restaurant in Papenburg empfohlen. Nur liegt Papenburg schon gar nicht an oder auf der Route unseres Rückweges und auch nicht in den Niederlanden. So sitzen wir dann in der Walchumer Hauptstraße 6 in einem sehr gepflegten und sauberen Imbissbetrieb und essen „lecker Currywurst mit Pommes rot/weiß“. Beim Blick in die Karte entdecke ich hier niederländische Frikandel und Frikandel Spezial. Also, wenn es mal wieder nicht mit den holländischen Öffnungszeiten jenseits der grünen Grenze harmoniert, uns aber der Sinn nach etwas Niederländischem steht, hier wird uns geholfen. Dabei werde ich vor Ort fragen, was eine „Joppiesauce“ ist und mir vielleicht doch ein Diplomaten-Schnitzel mit Spiegelei oder den Dorf-Grill-Burger Spezial oder den XXL-Cheeseburger oder ein Hubertusschnitzel oder den Chefsalat mit Hähnchenfleisch bestellen. – [Nachtrag: „Joppiesaus“ ist eine Sauce aus Mayonnaise, Zwiebeln und Currygewürzmischung. Die (natürlich) aus den Niederlanden stammende Soße wird zu Pommes frites und verschiedenen Snacks gegessen. Als „Patatje Joppie“ bestellen sich die NiederländerInnen ihre „Pommes mit Joppiesauce“. (Quelle: wikipedia)]

Ich ging im Urwald vor mich hin, wie schön, dass ich im Urwald bin. Und an den Bäumen, Blatt für Blatt, hängt Urlaub. Schön, dass man ihn hat! (Heinz Erhardt)

Auch wenn das Wetter rund um den „Tag der Arbeit“ nicht so wollte, wie wir es uns gewünscht hätten, es war wieder sehr erholsam und schön in „unserem“ Emstal. Inzwischen wächst der Kreis der Camper, die wir „besser als nur flüchtig kennen“, beständig. Und die „(Reise-)Geheimnisse“, die wir bekommen und austauschen, sind eine große Bereicherung für unsere nächsten „Fahrten mit dem Fluchtfahrzeug“.