Ich sage nur: „CE“

Vorausschauend achteten wir beim Kauf unseres Antaras auf dieses ganz besondere Extra des Automatikgetriebes: der Wählhebel lässt sich neben den gebräuchlichen „P, R, N, D-Stellungen“ und des Manuell-Modus´, auch in die Stellung „CE“ einlegen. Diese Investition bereichert unser Fahrvergnügen mit einem Erholungsvorsprung durch Technik.

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„CE“-Modus, d.h. „Fahre direkt nach Sustrum, begib dich direkt dorthin. Fahre nicht über Los und finde den Campinplatz Emstal (CE)!“

„CE“ – Campingplatz Emstal. Einmal eingelegt, bringt uns der Antara nebst Big Bianco auf direktem Wege ans Ziel. Das Besetzen des Fahrersitzes ist dabei, rein „der Pflicht gehorchend“, obligatorisch. Das Auto kennt den Weg. Und da wir hin und wieder einen „Boxenstopp“ beim Fendt-Händler unseres Vertrauens in Papenburg einplanen, ist die dafür leicht abgeänderte Fahrstrecke in diesem Fall auch kein Problem. – Automatisch gesteuert und schlupffrei gelangen wir ans Ziel.

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Die Ems bei Sustrum

Langes Wochenende. Der Tag der Deutschen Einheit beschert uns einen arbeitsfreien Montag. Während sich in Dresden und Umgebung ein äußerst pöbelbereiter Mob, dem die Grundgedanken Respekt und Akzeptanz völlig fremd sind, für die Einheitsfeier aufschaukelt, bauen wir unsere Zelte im „Zweistromland“ (zwischen Ems und Dortmund-Ems-Kanal) auf. – „Ganz schön desinteressiert!“ höre ich. Nein, nicht teilnahmslos! Es ist rein sinnlos, den Versuch zu unternehmen, noch oder wieder „mechanisch denkende“ Mitbürgerinnen und -bürger, deren „Weitblick“ am Stammtisch ihres „Vereinslokals „Zum christlichen Abendland*““ endet, zur Einsicht zu bringen.

[*Dieser Name ist frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen gastronomischen Betrieben o.ä. wären rein zufällig.]

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Blick auf die „benebelte“ Brinkstraße

Wir sind an diesem Wochenende nicht allein „auf Achse“. Die Schwester der allerbesten Ehefrau nebst Gemahl sind mit von der Partie. Schnell ist die „Wagenburg“ errichtet und das Sonnensegel aufgespannt. Ja, die gebrochene Markise ist noch immer nicht an Ort und Stelle. Big B. und wir warten noch geduldig auf die Rückkehr der schattenspendenden Einrichtung. – Obwohl, langsam tendiere ich zu Margaret Thatcher´s Standpunkt: „Geduld ist eine gute Eigenschaft. Aber nicht, wenn es um die Beseitigung von Missständen geht.“

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Das Wehr bei Fresenburg. We(h)r hätte gedacht, dass wir es finden

Wir haben die Fahrräder dabei und ich mir für dieses Mal den Weg zum Ems-Wehr in Fresenburg gut eingeprägt: am Dorfplatz in Fresenburg vorbei und in Richtung alte Kapelle, dann „irgendwie querfeldein“… Oh, Wunder! Es klappt nicht. – Die beste aller Ehefrauen zückt ihr Mobiltelefon und dann stehen wir davor: das Fresenburger Wehr. Wer hätte das gedacht? – Wahrhaftig wehrhaft wehrte sich das Wehr entdeckt zu werden. – Aber nicht mit uns!

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Das Fresenburger Wehr an der Ems
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Innerhalb der „Fischereigrenze“ der „bewehrten“ Ems

Endlich blicken wir jetzt nicht mehr wehrlos auf die Ems. Wir hätten es uns leicht machen können und mit dem Auto nach Fresenburg fahren können. Doch das kann jeder. Mücken, Sträucher, Dornen, Stacheln, zerschundene Beine, die Wanderung durch den „Schinken“ vor vierzehn Tagen, all das und die heutige Fahrradtour hätte ich so versäumt.

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„Walle! walle Manche Strecke, Daß, zum Zwecke, Wasser fließe Und mit reichem, vollem Schwalle Zu dem Bade sich ergieße.“ („Der Zauberlehrling“, Johann Wolfgang von Goethe)
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Sie landet inzwischen sogar auf dem Teller: die eingeschleppte chinesische Wollhandkrabbe

Auf dem Rückweg fahren wir entlang der Lathener Straße, kreuzen den Dortmund-Ems-Kanal und stoßen auf dem Kirchweg auf einen liebestollen Jack Russell Terrier, der es trotz seines leichten Übergewichts auf sich nimmt, die sich in Hitze befindliche Luna erobern zu wollen. Welch gewagt männlich Verlangen! Das Frollein ist so ganz und gar nicht in Stimmung, wir ratlos, da weit und breit niemand in Sicht, der sich des schmachtenden Verehrers annehmen könnte und so fasst sich die beste aller Ehefrauen ein Herz und schlägt „den Jack“ gleichnishaft in die Flucht.

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Kartoffelernte an der Brinkstraße

Keinen Fresenburger Schleichweg auslassend gelangen wir wieder zur Kapelle an der Alten Dorfstraße. Wir schlagen uns über Feld- und Wiesenwege durch zur Düther Schleuse. Hier treffen wir auf Roy. Bereits von weitem ahnt dieser, was ihm dort auf vier Beinen entgegenkommt. Zwar seiner Keimdrüsen beraubt, will Roy, dessen ungeachtet und sicherlich beflügelt durch Horaz’ Ars Poetica, sofort in medias res gehen. Ich versuche aussichtslos mein Fahrrad zwischen den glühenden Verehrer und das Frollein zu bringen, Roy´s Besitzer eilt herbei, um diesen aus seinem Liebestaumel zurückzuholen und Luna fletscht ihre Zähne, bellt und droht damit, Roy auf der Stelle zu „zerfleischen“. – „Glücklich allein ist die Seele, die liebt.“ (Johann Wolfgang von Goethe) mag sich Roy denken und zieht mit seinem Herrchen voll Hingebung und schmerzlicher Sehnsucht davon.

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Niederländische Ballonfahrer über dem Emstal

Gleich hinter der niederländischen Grenze liegt die Festung Bourtange und einen Steinwurf vom Campingplatz Emstal entfernt die Gaststätte Düther Schleuse. Auf den Besuch beider Attraktionen muss ich verzichten, da ich mit Husten, Schnupfen und Heiserkeit den Wohnwagen hüte. Zu viert lesen wir Heinrich Bölls Erzählung „Ende einer Dienstfahrt“. Gemeinsam verfolgen wir die Verhandlung eines sehr kuriosen Falles an einem kleinen rheinischen Amtsgericht. Was sind dagegen das Ems-, das Waldschnitzel, das Filetsteak oder die Frutti di Mare Pfanne in der Düther Schleuse? – Alles! Für einen „guten Esser“ wie mich.

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Eigentlich tummelten sie sich zu dritt am und um den Big B. Aber nur dieser ließ sich „einfangen“

„Man kann nicht alles haben, das Glück, den Sonnenschein …“ – In wenigen Wochen geht die Campingsaison im Zweistromland ihrem Ende entgegen. Doch bis es so weit ist, legen wir den opelanischen Automatikwählhebel ganz bestimmt noch einmal in Stellung „CE“. – „Da kannschste sichscher sein! Woll?“

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Rechtzeitig bemerkten wir die geplante Flucht dieser sechs „Perlen der Natur“
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Eingefasst in den Verlauf der Ems zwischen Feldern, Wäldern und Wiesen, befindet sich der Platz in einer idyllischen Insellage

2 Kommentare

  1. Lieber Ronald,

    du solltest die nächste CE-Runde zum Besuch in Bourtange nutzen. Wir waren im Sommer dort, es lohnt sich wirklich!

    Beste Grüße
    Jens

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