Güster am Elbe-Lübeck-Kanal

08.10 Uhr. Wir sind mal wieder auf dem Weg in den Naturpark Lauenburgische Seen. Nachdem wir uns im Juli ebenso spontan wie unvorbereitet mit zahlreichen anderen „Ahnungslosen“ in einem nicht enden wollenden Stau zu einem illustren Stelldichein auf der „Hamburger A1“ trafen, wählen wir heute einen anderen Weg nach Güster an den Elbe-Lübeck-Kanal.

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Der Elbe-Lübeck-Kanal, eine Verbindung für die Binnenschifffahrt zwischen Elbe und Ostsee

Über die A39 geht es in Richtung Lüneburg. An der AS Handorf verlassen wir die BAB und fahren über Geesthacht, die „Nabel der Welt“ Wiershop, Gülzow, Lütau und Wangelau nach Büchen. Von hier ist es nur noch „ein Katzensprung“ nach Güster.

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In der Nähe „Am Moorweg“, Prüßsee

Schnell zum Bäcker, die leckersten Roggenbrötchen zwischen Mölln und Boizenburg besorgt und beim Kaufmann um die Ecke zehn Eier von den glücklichsten Hühnern östlich des Sachsenwaldes gekauft.

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Stellplatz 14 mit direktem Zugang zum Kanal

11.30 Uhr. Die Freizeitwelt am Prüßsee ist erreicht. Big B., immer noch seiner Markise beraubt, steht nicht nur präzise „in der Waage“, sondern auch „wie eine deutsche Eiche“. Und schon heißt es: „Frühstück!“

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Luna hat sie längst im Visier

12.45 Uhr. Wir experimentieren mit dem Dreieck-Sonnensegel. Irgendwann hängt dieser Schattenspender am Big B. und gibt sich alle Mühe, die vor sieben Wochen zusammengebrochene Thule Omnistor 5200 würdevoll zu ersetzen. Ungläubig stehen wir vor unserer Flickschusterei und während sich Schwärme lauthals lachender Graugänse und Stockenten aus der dicht bewachsenen Uferböschung des Elbe-Lübeck-Kanals erheben, beschließen wir, im Interesse eines geordneten äußeren Erscheinungsbildes, auf diese abenteuerliche Installation zu verzichten.

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Stockenten

13.00 Uhr. Wir umrunden den Prüßsee. Luna voraus. Keine Fußgänger, Wanderer oder Radfahrer weit und breit. Der Weg, der auch heute das Ziel ist, gehört uns. Luna lässt keine Gelegenheit aus, das Kanal- und Seeufer zu kontrollieren. Und dann trifft sie auf einen Trupp wagemutiger und halbstarker Gänsesäger. Sofort stellt sie deren Reaktionsvermögen auf die Probe. Und geht dafür und dabei baden: Luna im Wasser, die Enten in der Luft. Alarmstart geglückt. – „Ente gut, alles gut!“

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Erwartend beobachtend. Teil 1

Als wir am nächsten Morgen die Brötchen vom Bäcker unseres Vertrauens in Güster holen, läuft Luna weit voraus ohne dabei auch nur einen Zugang zum Elbe-Lübeck-Kanal auszulassen. Endlich wird sie … „platsch“ … fündig. Was es auch immer gewesen sein mag, es entkommt, Luna hat gebadet und so kommen wir rechtzeitig vor dem langsam einsetzenden Regen zurück zur allerbesten Ehefrau von allen, die im Big B. bereits das Frühstück vorbereitet hat.

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Graugänse haben ihre Schlafplätze überwiegend auf Seen und Fischteichen. Besser ist das …

Stets in Ufernähe bleibend drehen wir nach dem Regen eine weitere Runde um den Prüßsee. Wir finden verlassene und zum Teil leicht verwilderte Stellplätze, die sich augenscheinlich in privater Hand befinden, aber bereits seit längerer Zeit nicht mehr genutzt werden. Hier könnten wir doch, wenn … Nein, lieber nicht. Das Ufer ist hier so steil und stellenweise so beachtlich hoch, da bräuchten wir Steigeisen, um ans Wasser zu gelangen. – „Wo steckt eigentlich Luna?“ Sie ist inzwischen ohne Steigeisen oder andere Kletterhilfen am Ufer angekommen und „unterhält“ die auch hier zahlreich versammelten Wassservögel.

Es ist Samstag und da sollte eigentlich die „Fischbude“ im Güsterschen Ortskern geöffnet sein. All die Vorfreude auf ein, zwei Brötchen mit Kräutermatjes und Bismarkhering ist vergebens. Geschlossen.

Es ist fünf Minuten vor Zwölf und bevor der Bäcker in den wohlverdienten Urlaub startet und der Frischemarkt seine Pforten schließt, decken wir uns noch schnell mit dem Nötigsten ein: Toastbrot, da sich der Bäcker ab morgen „aus dem Staub macht“, Hamburger Abendblatt, damit wir wissen, was in der Welt passiert und Jägermeister, aus rein gesundheitlichen Gründen oder falls Besuch kommt. Wer besucht uns in Güster? Keiner! Aber ich erwähnte ja bereits unser körperliches Wohlergehen.

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Prüßsee. Blick von der Brücke Am Moorweg

Literaturnobelpreis für Bob Dylan. Der Künstler habe den Status einer Ikone, begründet die Nobelpreisjury ihre Wahl. Tatsächlich? Ich halte es da eher mit dem HH-Abendblatt Kolumnisten Hajo Schumacher: „Lagerfeuer, Kirchentag, Miesnuschel … Mein Geschmack ist einfach nicht nobelpreiskompatibel … Wenn ich gequältes Quietschen hören will, kann ich mir auch mit dem Hammer auf den Daumen dreschen.“ (Zitat Hajo Schumacher, Hamburger Abendblatt, Nr. 242 vom 15./16. Oktober 2016) – Recht hat er, der Hajo Sch.! – Wollten wir in den 1970er Jahren eine bislang glänzende und ausgelassene Party „töten“, reichte Bob´s geleiert quäkendes „Blowin´ in the wind“ und der Drops war gelutscht!

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Die Beste von allen …

17.03 Uhr. Luna übt sich in „Massenhynose“. – „Ja, wir drehen eine Runde, Frollein!“ – Enten, Gänse und Fischreiher stöhnen. „Schon wieder dieser Kleine Münsterländer, der Unruhe in unser Wohnzimmer bringt.“ Wie üblich flitzt das Frollein gefühlte 134,75 m voraus und „sichert“ unseren Weg. Und damit wir auch vor unerwarteten Hinterhälten geschützt sind, werden Uferböschung, Schilfgürtel und jegliches Gestrüpp peinlich genau untersucht. Wie bereits erwähnt, zur größten Freude der Wasserbevölkerung.

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Erwartend beobachtend. Teil 2

19.30 Uhr. Taverne Inos. Die Brüder Vasileios und Niko Karagiannis, ihre frische, klassisch-griechische Küche und eine angenehme Atmosphäre führen uns immer wieder einmal zu „unseren Griechen“ in Güster. Leckere Speisen vom Grill und dazu, mild, würzig und voller Naturfrische – Dithmarscher Pilsener. Der richtige Ort, das viel zu kurze Wochenende ausklingen zu lassen.

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Eine ganz andere Art den Elbe-Lübeck-Kanal zu „befahren“

Am Sonntag geht es zurück. USA, unser schönes Ammerland wartet. Wir hätten es gern noch ein wenig warten lassen und würden dem französischen Schriftsteller Anatole France sofort zustimmen, wenn er sagt: „Die Arbeit ist etwas Unnatürliches. Die Faulheit allein ist göttlich.“ – Doch wir sind permanent reisefreudig und brauchen das Geld!

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Diese Birke wurde noch nicht als „potentieller Maibaum“ entdeckt

„Reichweite 186 Km“, sagt uns der opelanische Bordcomputer. Das wird mit Big B. am Haken nicht reichen! Bevor es auf die A24 bei Hornbek geht, drehen wir noch schnell eine Runde durch den Ort, um festzustellen, dass es hier den „Islandpferdehof Kranich“, aber keine Tankstelle gibt. Na, dann auf die Bahn. Bis Delmenhorst wird es schon reichen.

Ja, es reicht „erlköniglich“! Was hat Johann Wolfgang von Goethes Ballade mit unserem Kraftstoffvorrat zu tun? „Erreicht den Hof mit Mühe und Not …“ In unserem Fall ist dieser Hof die bft-Tankstelle in Delmenhorst-Adelheide. Noch kurz die nervöse menschliche Befindlichkeit stimuliert und diesen außerplanmäßigen Nervenkitzel mit einem Langnese Eis gekrönt, erreichen wir am frühen Nachmittag Wiefelstede.

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Paul Prüß. Persönlich haben wir ihn nie kennengelernt, aber einige „Geschichten“ haben wir schon gehört …

War das der Abschluss der Caravansaison 2016? Weit gefehlt! – „Norddeutschland, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2016. Dies sind die Abenteuer des Big Biancos, der mit seiner menschlich-tierisch starken Besatzung seit einem halben Jahr unterwegs ist, um fremde Galaxien zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen. Viele Lichtjahre vom Ammerland entfernt dringt Big B. in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.“ [Jegliche Ähnlichkeit mit dem „Aufmacher“ zur Serie Raumschiff Enterprise (USA 1965–1969 (Star Trek)) ist beabsichtigt!]

Und wohin geht´s demnächst? Nun, sagen wir es einmal so: „Mein Emsland will ich ehren wo ich auch immer bin. Die Äcker sind voll Ähren, die Wiesen sind so grün, und durch die grüne Au, die Ems fließt himmelblau. Mein Emsland will ich ehren, wo ich auch immer bin.“ – Emsland? Sustrum? Campingplatz Emstal? – „Nachtigall, ick hör´ dir trapsen!“