Kurz hinter Filsum sagt uns das Navi, dass wir mit einer Verzögerung von drei Minuten auf Grund hohem Verkehrsaufkommens im Bereich des AB Dreieck Leer zu rechnen haben. Bliebe also noch Zeit, die A28 an der AS Leer Ost zu verlassen, aber was sind schon drei Minuten?
200 m nach der AS Leer Ost stehen wir dann im Stau. Wir brauchen eine halbe Ewigkeit bis sich der Verkehr von zwei auf eine Fahrspur eingefädelt hat. Dann erreichen wir das AB Dreieck, um hier festzustellen, dass sich der von der A31 abfließende Verkehrsstrom auch weiterhin nur eine Fahrspur mit uns teilen wird. Es ist Karfreitag. Osterferien. Sehr viele sind in Urlaubsstimmung und mit dem Auto, dem Wohnwagengespann oder dem Wohnmobil unterwegs. Und so wird aus drei lockeren Minuten Verzögerung über eine Stunde Kriechen im Stau.

Wir haben die Störung unseres „Raum-/Zeitkontinuums“ durch- und ausgehalten und rollen zwischen den Anschlussstellen Leer West und Jemgum durch den Emstunnel. Problemlos und fließend geht es weiter in Richtung Emsland. Kaum haben wir den Tunnel verlassen, blicken wir auf die Blechlawine, die sich vom AB Dreieck Bunde in Richtung Leer bewegt. Nein, nicht bewegt, die Blechlawine steht. Mindestens doppelt so lang und in 3er-Reihe aufgestellt wie wir noch vor wenigen Minuten. Bis Ostern sind es noch zwei Tage. Viel Geduld und Glück! – Wäre ich ein expressionistischer Künstler, so würde ich jetzt von einer „vergletscherten“ Autoschlange schreiben. Nur zäh und somit kaum merklich, bewegt sie sich in Richtung Nordseeküste.

Auch am zweiten Morgen im Zweistromland gibt Luna nicht auf: Hatte sie am Samstag noch um 6.06 Uhr ihren ersten Versuch unternommen, uns für einem kleinen Ausflug an den Dortmund-Ems-Kanal zu begeistern, so beschränkt sie sich am Sonntag darauf, gegen 7.00 Uhr das allgemeine Wecken einzuläuten. Wir machen uns auf den Weg.

Unter der Brücke an der Brinkstraße hindurch laufen wir auf die Landzunge in Richtung Steinbild. Wir werden von hier aus den kleinen Ort nicht erreichen. Es sei denn, wir begleiten die beiden Haubentaucher auf der Ems, die sich ein wenig vom Ufer entfernen als sie uns bemerken. Wie es eine Landzunge so mit sich bringt, endet sie irgendwann. In unserem Fall teilt sie die alte Ems und den Dortmund-Ems-Kanal. Die Wasserstraße führt zur Schleuse in Düthe, die alte Ems fließt zu einem historischen Nadelwehr bei Fresenburg. Letztere ist auch die landschaftlich schönere Strecke, aber für Binnenschiffe nicht geeignet. Also, für richtige Binnenschiffe. Ich meine nicht die kleinen Sportboote, auch wenn diese das Wehr nicht überwinden werden.

Am heutigen Sonntag ist es noch sehr frisch: 3°C zeigt das Thermometer als wir die Beste von allen und Big B. verlassen. Luna würde sehr gern durchstarten, aber die angebrochene Brut- und Setzzeit gebietet ihr Einhalt. Und gerade heute gäbe es sehr viel zu erkunden. Da sind die Nutrias, die sich wieder an der alten Ems eingefunden haben, die Fasanenhähne streiten lauthals um die Wette und die beiden Haubentaucher lassen sich nicht aus der Ruhe bringen als sie Luna an der Leine sehen. Das Gras ist noch vom Raureif bedeckt und meine Schuhe bereits durchnässt. Was nimmt man nicht alles auf sich, damit sich der Hund freut. Naja, Freudensprünge an der Leine, auch wenn diese aus Elchleder ist, sind nun nicht unbedingt das Gelbe vom Ei. Apropos Gelb.

An unserer Landzunge wird geangelt. In leuchtend gelber Jacke steht ein Petrijünger am Ufer und wässert die ausgeworfenen Köder. Ich frage mich immer wieder, wie Angler es bewerkstelligen, ihren halben Hausstand an diesen stets sehr begehrten Angelplatz zu schaffen. Mit dem Auto erreichen sie den Flecken hier nicht. Einen Handwagen haben sie oft auch nicht dabei. Rätsel über Rätsel. Obgleich selbst im Besitz eines Angelscheins, kenne ich den Kniff nicht. Vielleicht habe ich damals bei den Unterrichtsthemen „Herstellung der uneingeschränkten Marschbereitschaft“ und „Einrichtung eines vollständigen Zubehörhandels in Ufernähe“ gefehlt? Dieser Angler wird es mir heute auch nicht erklären, denn er hüllt sich in Schweigen. Vielleicht ist er zu sehr vom Tragen seiner Ausrüstung erschöpft.
Zum Schreiben blieb mir an diesem Wochenende nicht sehr viel Zeit. Aber für ein paar Fotos hat es dann doch gereicht:






Fortsetzung folgt.