Fleischpflanzerl

„Frikadelle, Bulette, Bratklops, Fleischpflanzerl, Fleischlaberl, Fleischküchle, Fleischklops, Wellklops oder Faschiertes Laibchen ist ein gebratener flacher Kloß aus Hackfleisch, der unterschiedlich zubereitet und geformt wird.“ (Wikipedia)

Ob nun als faschiertes Laibchen, Fleischbällchen, Fleischbrotl, Fleischklößchen, Fleischpflanzerl etc. bezeichnet, nach tagelangen Recherchen zu meinen Wurzeln der väterlichen Seite, ist es heute an der Zeit, dass sich der norddeutsche Flachlandtiroler, nein, zutreffender norddeutsche „abkömmliche“ Flachlandsteyrer, -steyerer oder -steirer in einem Tagebucheintrag der bayerischen* Küche widmet: Münchener Fleischpflanzerl.

„Unter dieser Bezeichnung kennt man in München Frikadellen“. Der Urheber dieser Behauptung aus einem „Handbuch und Nachschlagewerk für alle Küchenbetriebe“ hat hier, in der siebenten Ausgabe, die Rechnung ohne meine Großmutter Maria gemacht. Uns Nordlichtern ist das Rezept für die wohlschmeckende Frikadelle schon geläufig. Dieses aber mit der Zubereitung einer Münchener Fleischpflanzl gleichzusetzen, hätte meine protestierende Großmutter auf den Plan gerufen.

Sigriz Alm 1947

Ich erinnere mich an „ihr“ Rezept: Rohe und gekochte Fleischreste werden durch einen Fleischwolf gedreht und mit zuvor eingeweichten, dann fest ausgedrückten Semmeln, Eiern, Salz, Pfeffer und in Fett angedünsteter, feingehackter Zwiebel und Petersilie vermengt. Nun wird die Masse zu Frikadellen, nein, Pflanzl geformt, in Semmelbrösel gewendet und in Fett gebraten.

Warum habe ich diesen Blogbeitrag geschrieben? Ich weiß es nicht, denn „Es is wuaschd wia dick as Brot is, so lang d Wuaschd dicka wia s Brot is.“

*Man könnte meinen, es ist egal, ob es bayrisch, bayerisch oder bairisch heißt. Weit gefehlt. – Doch das wäre eine andere Geschichte.

Dr. phil. Ludwig Merkle (1928-2003), Neusprachler und Dialektologe, freier Journalist und Schriftsteller