Wir „unterlaufen“ die Weser bei Kleinensiel, überqueren die Lune und später die Oste, „bezwingen“ die Elbe bei Wischhafen, lassen Stör und den Nord-Ostsee-Kanal hinter uns. Die Eider queren wir bei Karolinenkoog und blicken schließlich vom Hindenburgdamm auf das Naturschutzgebiet Rickelsbüller Koog zurück. Dieser Rückblick ist uns allerdings nur möglich, da wir zuvor in Niebüll den Sylt Shuttle „geentert“ haben.

Als letztes Fahrzeug erwischen wir den 14:05-Uhr-Zug in Richtung Westerland. Welch´ Glückes Geschick! Damit haben wir gar nicht gerechnet. Und dass wir zudem rückwärts in Richtung Sylt rollen, überrascht uns ebenfalls. So reisen wir also „Zurück in die Zukunft“ und auf die größte Nordfriesische Insel.

Morsum, Keitum, Tinnum und dann: „Westerland (Sylt). Bitte alle aussteigen, der Zug endet hier.“ – Wir besuchen die Insel in der etwas ruhigeren Zeit. So ist es für uns kein (Verkehrs-)Problem, die Baustelle in Westerland zu umfahren und auf kleineren Abwegen der Umleitung nach Rantum zu folgen. Die Hörnumer Straße führt uns direkt an unser Ziel, den Dikwai, der nur einen Steinwurf vom Naturschutzgebiet Rantumbecken entfernt liegt.

Wir stehen vor unserem Ferienhaus und wie rechtzeitig und verbindlich mit der Wetterstation List/Sylt verabredet, setzt der Regen aus. Unserem verlängerten Wochenende mit den geplanten Spaziergängen am knapp 40 Kilometer langen Weststrand stehen keine weiteren meteorologischen Knockouts, also Niederschläge, im Weg.

Der Meermann Ekke Nekkepenn, wohl eher die Erfindung des Sylter Chronisten Christian Peter Hansen als eine „wahre“ Sagengestalt, der angeblich mit Seeleuten und Bewohnern der nordfriesischen Inseln Schabernack treibt, verschont uns und lässt uns ein zwar windiges, aber sonniges Inselwochenende in und um Rantum er- und verleben.

Rantum wird gern mit dem Namen der Meeresgöttin Ran und „legendären“ Ehefrau des Ekke Nekkepenn in Verbindung gebracht. Viel wahrscheinlicher ist allerdings, dass es sich um eine Ableitung aus der alten Schreibweise des Ortsnamens Raanteem (Ort am Rande) handelt. Mit gerade einmal etwas mehr als 500 Einwohnern ist Rantum das kleinste Dorf an der schmalsten Stelle der Insel. Gerade 600 m liegen zwischen dem Weststrand und dem Wattenmeer.

So, genug der Fakten und Geschichte(n). – Hunger! Dem World Wide Web sei Dank, entdecken wir in unserer Nähe das Restaurant eines „uomo d’onore», also eines „Mannes der Ehre“: Der Pate. – Pizza, Pasta & Steak. – Ein Angebot, das wir nicht ablehnen können.

10. Februar. Wir feiern Geburtstag. Ebenso wie Tom Hanks (9. Juli) und Herbert Grönemeyer (12. April) „altert“ unser Geburtstagskind heute kreisförmig, also rund.

Gemeinsam erobern wir am Morgen eine ansehnliche Strecke des Weststrandes, schauen in der Sansibar und dem Samoa Seepferdchen nach dem rechten und kaffeesieren im Landhaus Severin´s am Morsum Kliff.

„Rein zufällig“ gelingt es uns am Vormittag, „irgendwie“ einen Tisch im Seepferdchen zu reservieren. Na, das wird eine Geburtstagfeier! Mitten in den Rantumer Dünen, mit Blick auf Nordsee und Wattenmeer, da wo Sylt am schmalsten ist, schmeckt es uns dann ausgezeichnet.

Was trinken Ammerländer in Westerland auf Sylt? – Richtig! Jever Pilsener. In der Jever-Stube in der Friedrichstraße 29 sammeln wir unsere Kräfte für die bevorstehende große Inselrundfahrt über Wenningstedt, Kampen, das Wanderdünengebiet nach List.

Und in List sind Fischbrötchen im bereits 1972 gegründeten „Verkaufsstand“ des ehemaligen Ein-Mann-Betriebes-Gosch obligatorisch.

Die „Wahre Fischsuppe“ des Herrn Gosch, hochprozentiger Korn mit Zitronenbrause, serviert in kleinen Plastikschälchen, probieren wir dann lieber doch nicht. Später geht es über Braderup, Munkmarsch, Keitum und Tinnum weiter in den idyllischen Süden in „unser“ Rantum und nach Hörnum.

Am Abend besuchen wir Familie Brandt in ihrem „Hus in Lee“. Bekannt für „seine Küche hinter´m Friesenwall“ muss es heute die Halbe Holsteiner Ente, kross gebraten mit Apfel-Kirsch-Rotkohl und Kartoffelgratin sein. – Übrigens, Personenwaagen sind auf Sylt deplaciert, ja, geradezu verpönt.

Am Sonntag haben wir noch ein wenig Zeit und blicken in Kampen auf die Uwe-Düne, dem höchsten Punkt der Insel, bummeln durch den Strönwai mit seinen Clubs, Restaurants und Bars und „bestaunen“ die Nachtdekorationen in den Schaufenstern exklusiver „Filialen“. [Nachtdekoration bedeutet auf „Sölring“ (Sylter Platt): Schmuckstücke über 6.000 Euro an Wert liegen (noch) im Tresor.]
Gut in der Zeit und ebenso „kulinarisch beladen“ stehen wir plötzlich wieder auf dem Autoreisezug. – „Rüm hart, klaar kiming.“ (Festes Herz, weiter Horizont). Sylt, wir kommen wieder. – In der ruhigen Jahreszeit.

Hier hinterließen wir unsere Spuren:
Backstuuv Rantum, Strandweg 5, 25980 Sylt-Rantum
Der Pate, Hafenstraße 4, 25980 Rantum/Sylt
Die Jever-Stube, Friedrichstraße 29, 25980 Sylt-Westerland
Die nördlichste Fischbude Deutschlands Gosch, Am Hafen,
25992 List/Sylt
Hus in Lee, Hörnumer Straße 26, 25980 Sylt-Rantum
Landhaus Severin´s, Nösistig 13, 25980 Morsum-Sylt
Restaurant Seepferdchen Samoa, Hörnumerstraße 70,
25980 Sylt-Rantum
Strandmuschel, Strandweg 30, 25980 Sylt-Rantum