Hatte ich Anfang Mai noch gedacht, ich würde meine Familienforschung zu den Akten legen, so widerrief ich diesen Entschluss bereits am 9. des Monats. Ich war auf eine neue Quelle gestoßen: Zwischen den Wölzer Tauern, den Metnitzer und Seetaler Alpen in der Steiermark war ich entlang der Mur auf weitere Spuren der österreichischen Ahnen gestoßen.

Nun ist nicht jeder Stok, Stokh, Stocker, Stock oder jede Stockin automatisch auch ein(e) Angehörige(r) einer früheren Generation der Familie, doch dies zu ergründen habe ich mir vorgenommen. Ich ahnte da nicht, wie viel Arbeit und akribische Recherche damit verbunden sind: Schnell wurde seinerzeit aus einem „gg“ ein „ck“, aus einem „b“ ein „p“ oder aus einem „ü“ ein „i“ in den Namen und Ortsbezeichnungen. Und Gemeindereformen gab es auch damals. Plötzlich ist ein neuer Name für den Bezirk oder die „Pfarre“ da. – Kleine Probleme, die ich in dieser Form nicht erwartete, denn auch die Kirchenbücher mit ihren „Familiengeschichten“ waren davon betroffen.

In alten Aufzeichnungen zu suchen gestaltet sich nicht immer als leichte Lektüre. Viele Indizes sind aber ein große Hilfe, da sich in den hier angebotenen namentlichen Listen Verweise auf die jeweiligen Tauf-, Trauungs- und Sterbebücher finden. Diese Quellen sind zum Teil sehr alt, abgegriffen und natürlich handschriftlich verfasst und ergänzt. Und hätte ich im Lateinunterricht seinerzeit besser aufgepasst, fiele mir heute das Übersetzen so mancher Eintragung vielleicht ein wenig leichter.

Doch nicht genug: Nicht nur immer wieder einmal in Latein, in Deutscher Schrift, typisch für die Zeit, verfasste man die Personenstandsdaten. Ein gelegentlich leichte Ratlosigkeit auf den Plan rufender Umstand. Und, da bin ich mir fast sicher, die eine oder andere angebrochene Flasche Messwein stand auch schon einmal nicht zu weit vom Schreibpult der Chronisten entfernt.
Inzwischen habe ich sehr viele Seiten aus den Büchern abgeschrieben. Ich stieß dabei auf vertauschte/verwechselte und plötzlich anders geschriebene Namen, auf abweichende Geburts- und Sterbedaten, ich entdeckte sehr viele Namensvettern und immer wieder die typischen „Vulgo-Namen“ der Vorfahren. Anfangs verwirrten mich diese allgemein gebräuchlichen, nicht offiziellen Namen. Im Laufe meiner Suche erwiesen sie sich dann als sehr hilfreich.
Der „P. St.“ war meistens bekannter unter seinem Vulgo-Namen „Glas am Bichl“. Und sprach man vom „Huber auf dem Hu…“, dann wusste jeder, dass es nur der X.Y. sein konnte. Auch Angehörige, wie „Glastochter“, „Glastochter iunior“ oder „alte Glasin“ lassen sich so sehr zuverlässig einer Familie zuordnen. Interessant wird es, wenn dann ein Bauer „Glas am Lerch…“ mit „meinem“ Nachnamen und seiner Familie auftritt.

So, jetzt nur noch schnell meine Notizen erneut überprüft, sortiert, in eine chronologische Reihenfolge gebracht, recherchiert, ob Familienangehörige oder doch eher entfernte(ste) Verwandte und dann ist alles (irgendwann einmal) erfasst und fertig.- Warum mache ich das alles? Neugierde!