Der Nebel legt sich bereits ein wenig und erste Sonnenstrahlen haben den Mut, uns zwar nicht die Stirn zu zeigen, aber uns auf die Stirn zu scheinen. Das Frollein und ich sind auf dem Weg zum Dog-Walker-Highway-No. 1, dem Wiefelsteder Kuhhornsweg. Es ist Montag, die Heerscharen der Mit-dem-Hund-Spaziergänger vom Wochenende sind längst wieder mit ihrer werktäglichen Arbeit beschäftigt.

Nur Luna und ich habe die Zeit und Muße, dieses „Kaiserwetter“, lange genug mussten wir darauf warten, zu genießen. Luna lässt sich die Sonne „auf den Pelz scheinen“ und plötzlich beginnt sie: „Rangstreitigkeiten zwischen Tieren, Beobachtungen von Tiergewohnheiten in Form von Geschichten, die nicht zu den Novellen, Schwänken oder Anekdoten gehören, sondern mehr als erfundene Geschichten gewertet werden aus denen eine Wahrheit entnommen werden soll, bezeichnet man doch als …“ „Fabel!“, falle ich ihr ins Wort.

Der Tag begann so schön. – Da ich weiß, was nun folgen wird, ergänze ich noch: „Prof. Dr. Rudolf Keydell stellt fest, dass die Fabel bei Homer fehlt. Dagegen findet sie sich von Hesiod ab bis auf hellenistische Zeit oft bei Dichtern und Prosaikern. Oft zum Zweck der Polemik oder Erläuterung.“ Zwecklos. Ich beeindrucke das Frollein in keinster Weise. Vielmehr führt sie unbeirrt fort: „Die Fabel wurde auch in Gerichtsreden verwendet.“ „Ja, auch Horaz verwendete sie als erläuterndes Beispiel.“

„Wurde anfangs noch vermutet, dass der Ursprung der Fabel in Syrien liegt, so stellte sich bald heraus, dass als tatsächliche Heimat Mesopotamien anzunehmen ist.“ Luna gibt alles. „Es finden sich schon früh in Fabelsammlungen auch Witzworte“, kontere ich. Und um dem Dialog einen unentschiedenen Ausgang zu ermöglichen, führe ich fort: „Rangstreitgespräche fanden meist zwischen Tieren und Pflanzen oder untereinander statt. Von Polemik zwischen Mensch und Tier scheint es keine Aufzeichnungen zu geben.“ Mit einem Luna typischen Augenaufschlag und den Worten: „Phaedrus soll es gewesen sein, der die Fabeln in Versen verfasste, um ihnen einen gesteigerten literarischen Anspruch zu verleihen“, setzt sie unserem Gespräch die Krone auf. „Genauso war´s, Luna.“