Die Wallbox. Keine Bastelanleitung

Als Ammerländer wurde ich sofort hellhörig, als mir jüngst das Wort „Wallbox“ unter die Augen kam. Sofort dachte ich an die in unserer Region stark vertretenen, von Gehölzen bewachsenen und meist künstlich angelegten Erdwälle: Die Wallhecken. Doch welche Aufgabe nimmt in diesem Zusammenhang eine „Wallbox“ wahr?

Eine „Wallkiste“, eine „Wallschachtel“, ein „Wallkasten“, ein „Wallbehälter“, eine „Wallloge“, ein „Wallpostfach“? Ich ließ meine nicht geringfügigen Englischkenntnisse spielen und kam doch zu keiner Lösung. Handelt es sich etwa um eine kastenförmige, auf Wällen eingerichtete Nisthilfe für unsere bodenbrütenden gefiederten Freunde wie den Kiebitz, die Waldohreule, den Flussregenpfeifer, das Rebhuhn oder gar den Wachtelkönig? Aufmerksam las ich in dem Artikel in der Zeitschrift eines sehr großen deutschen Automobilclubs weiter. Und spätestens jetzt hätte ich aufmerksam werden müssen, hätte ich gedanklich umschwenken müssen. Warum in aller Welt sollte sich ein Automobilclub Gedanken um Nisthilfen machen?

Ich nehme die Lösung vorweg: Eine „Wallbox“ ist eine (nun orthographisch eindeutiger geschriebene) „wall box“, eine Wandladestation, eine Ladestation für Elektroautos! – „Bequemes Laden zu Hause – eine Wallbox für das Elektroauto macht’s möglich!“

Im Hintergrund eine Ammerländer Wallhecke. Ohne Wallbox

Warum braucht das elektromobile Deutschland eine Wallbox? Eine Wandladestation ist die sicherste, schnellste und komfortabelste Lademöglichkeit zu Hause. Eine Haushaltsteckdose ist für das regelmäßige Aufladen von Elektroautos nicht zu empfehlen, weil sie nicht für langes Laden unter hoher Last konzipiert ist.

Maximale Sicherheit bietet nur und ausschließlich eine Wandladestation, äh, ich bitte um Vergebung, eine „Wallbox“. „Na, dann man nix wie her mit diesem elektro-energetischen Helfer“, höre ich die Elektromobilpilot*Innen begeistert rufen. „Nein, nein, nein“, so einfach können wir es uns nun auch nicht machen. Und diese banale Bezeichnung „Elektro-energetischer Helfer“ geht schon einmal gar nicht. Es sollte dann doch so in Richtung eines Titels wie „electro-energetic assistance device“ gehen. Oder noch besser die Kurzform: „EEAD“ oder für die mathematisch Begeisterten unter den Freunden der Anglizismen: „E²AD“.

Aber selbst wenn wir es bei der den einen oder die andere verunsichernden Bezeichnung Wallbox belassen, so einfach ist das dann alles auch nicht. Gilt es doch vorausschauend-sicherheitsbewusst geeignete Schutzeinrichtungen gegen Gleich- und Wechselstromfehler zu schaffen. Und welcher Anbieter liefert „grünen Strom“ zum günstigsten Tarif? Die Frage zur Ladeleistung und dem Bedienkomfort der zukünftigen Wandladestation wurde bis dahin überhaupt noch nicht gestellt. Soll es eine ein- oder dreiphasige Anschlussbox werden, die beim Netzbetreiber angemeldet werden muss? Wie ist es mit der Zugangssicherung? Schlüsselschalter oder Kartenleser? Muss der Elektriker des Vertrauens eventuell einen separaten FI-B Gleichstromfehlerschutz (Anm.: Zusatzschutz bei Isolationsfehlern) einbauen?

Seit Jahren ist in Europa der Typ-2-Stecker Standard. Typ-2 lässt vermuten, dass es auch (noch) einen Typ-1-Stecker geben wird. Welchen Stecker brauche ich? Na, auf alle Fälle werde ich mir ein Adapterkabel Typ-1-auf-Typ-2 zulegen. Und da ich immer über alles informiert sein will: Auf meine Box werde ich selbstverständlich über Internet, Bluetooth oder WLAN zugreifen können und die so erweiterten Funktionen genießen.

Ich sehe mich schon den integrierten Stromzähler ablesen, Ladestatistiken aufstellen, die Stromstärke verändern, die Ladezeiten programmieren und günstigste Tarifzeiten festlegen. Und besäße ich eine Photovoltaikanlage, ich würde „meinen Überschuss“ direkt ins Fahrzeug laden. – Als Person, die sich nicht nur darum bemüht, die deutsche Sprache von fremdsprachigen Einflüssen weitestgehend freizuhalten, sondern auch für anspruchsloses Design (Ups! – Gestaltung) und Handling (Ups! – Handhabung) eintritt, würde ich aber wohl doch bei einer ungesteuerten Wandladestation landen.

Nun könnte man meinen, alle Überlegungen seien, wenn hier auch in ungestümer Reihenfolge, abgeschlossen. Noch lange nicht: Je nach Hersteller und Modell sind die Bordladegeräte entweder ein-, zwei- oder sogar dreiphasig ausgelegt. Es gibt zum Teil große Unterschiede bei ihrer technischen Ausführung, sogar bei Wallbox-Modellen auf gleichem Preisniveau.

Natürlich kann ich eine Wandladestation nicht selbst installieren. Das ist unzulässig. Und wenn ich in einem Mehrfamilienhaus lebe, mich nach unendlichen Überlegungen und Vergleichen für ein Modell entschieden habe, so heißt das noch lange nicht: „Es ist so weit! Elektronenfluss marsch!“ Weitere Herausforderungen sind zu meistern. Ist der gemeinsame Hausanschluss überhaupt für die erhöhte Stromnachfrage ausgelegt? Und dann ist da noch der Herr Adeodatus Miesepeter, der einzige Elektromobil-Gegner in der Mieter-/Eigentümergemeinschaft. Er kann die Stromaufrüstung im Mehrfamilienhaus für alle ausbremsen.

Nach einstimmiger Eigentümerbefragung: Vier Entnahmestellen für Weidestrom. Einphasig

So, ich will hier enden, denn an der örtlichen Tankstelle ist der Dieselpreis gerade beträchtlich gesunken.