Luna nimmt sich eine Auszeit in Dingsfelde: Wellnessurlaub in Conzes Pfotentreff. Big B. hat sich in Hassel in Jürgens Scheune „wintereinquartiert“ und wir, von beiden guten Geistern verlassen, rollen auf der A7 in Richtung Schleswig. Längst haben wir die Freie und Hansestadt Hamburg hinter uns gelassen. Apropos frei, nix ist´s mit „freier Fahrt für freie Bürger“! In und um Hamburg herum wird gebuddelt, was Bagger und Radlader hergeben. Wir wussten, warum wir in diesem noch wenige Tage währenden Jahr den „caravanischen“ Besuch bei unseren dänischen Nachbarn auf die lange Bank schoben. A7, Elbtunnel, Hamburg sind augenblicklich nichts für schwache Nerven. Gern hätten wir den in unserem Auto integrierten und vollautomatischen „CE-Modus“ gewählt, aber „das Emstal hat zu“. – An dieser Stelle: „Viele Grüße an Familie Sandker!“ (CE = Campingplatz Emstal bei Sustrum/Emsland)

Nach endlosen Baustellen zwischen Hamburg und Rendsburg, flüchten wir an der Anschlussstelle Schleswig/Jagel von der A7. Im Abbiegen winken wir ein letztes Mal Bob, dem Baumeister, der uns andauernd und dabei wechselnd vom Stand- und Mittelstreifen der BAB grüßte, zu. Wir werden ihn nicht vermissen.

Wir nähern uns dem Ziel unserer Reise und dem Ende des Ostseefjords Schlei, denn hier liegt Schleswig.

Wo logiert der Hobby-Modelleisenbahner, wenn er mit der besten aller Ehefrauen, aber ohne Big B. auf Achse ist? Richtig! Im „Alten Kreisbahnhof“ in Schleswig. Auto abstellen, Zimmer beziehen, durchatmen und auf geht´s zum Stadtrundgang durch Schleswig.
Anfangs sehr fußgängerzonenorientiert, geraten wir schnell in die Historie des kulturellen Zentrums des 16. und 17. Jahrhunderts. Der St. Petri Dom befindet sich quasi vor unserer (Hotel-)Haustür, einen Steinwurf entfernt liegt die alte Hofapotheke und die Fischersiedlung Holm finden wir „um die Ecke“. Ohne den Stadthafen gibt es mindestens zwölf Sehenswürdigkeiten, die Mann und Frau gesehen haben müssen. Wir haben ausreichend Zeit und werden sie nacheinander abarbeiten. Morgen. Und dann sind da noch diverse Campingplätze an der Schlei und der Ostsee, die wir in Augenschein nehmen wollen. – „Im Hotel sind wir (gern) zu Gast. Im Wohnwagen sind wir daheim.“

Als überzeugte Caravaner nehmen wir uns die friesisch-ammerländische Freiheit, den Schleswiger Stadthafen, der durch die Touristinformation als idyllischer Ankerplatz für Sportbootfahrer und Wohnmobilisten angepriesen wird, aus Sicht der Wohnwagenmobilisten in Augenschein zu nehmen. Wir werden als solche nicht erkannt, fallen auch nicht durch atypisches oder gar kurioses Verhalten auf und unbemerkt und -beobachtet schieße ich einige Fotos im idyllischen Hafen der Freizeitkapitäne zu Land und zur See. – Vor meinem geistigen Auge sehe ich ein rundes, rot gerändertes Verbotsschild mit dem Bild eines „durchgestrichenen Caravans“ und den Text: „Wir müssen leider draußen bleiben!“

Den Abend verbringen wir auf „Gleis 9“ des ehemaligen Schleswiger Kreisbahnhofs. Schon das Bild eines im wahrsten Sinne des Wortes zugigen und winterlichen Bahnsteigs vor Augen, korrigiere ich mich und mache aus dem „auf“ ein „im“. Also, nicht mit hochgeschlagenen Mantelkragen auf dem Bahnsteig stehend, sondern in netter Atmosphäre am Tisch im hoteleigenen Restaurant „Gleis 9“ sitzend, lassen wir den Tag geschmackvoll ausklingen. Womit? Fischerteller „Gleis 9“. Filet von Dorsch, Scholle, und Seelachs. Gebraten mit Senfsauce, dazu knackiges Gemüse vom Markt und Butterkartoffeln. Und Hirschgulasch aus der Keule, dazu Rotkohl, Spätzle und Preiselbeerbirne. – Es schmeckt genauso gut, wie es sich liest.

„Ja, guten Abend, meine Damen und Herren, ich möcht´ mich kurz vorstellen – mein Name ist Holm, Herr Holm für Sie …“ – Nein, mit Dirk Bielefeldt, dem deutschen Schauspieler und Kabarettisten, der durch die Rolle des Polizisten Herr Holm bekannt wurde, haben wir uns nicht getroffen. Wir besuchen die Fischersiedlung „Holm“, die auf einer kleinen Insel zwischen der Schleswiger Altstadt und der Schleswiger Freiheit gelegen, ca. um das Jahr 1000 gegründet wurde. Die heutige Schleswiger Freiheit kenne ich noch als Kasernenanlage „Auf der Freiheit“: 1933 bis 1937 als Seefliegerhorst für die Wehrmacht erbaut und ab 1957 bis 2004 von der Bundeswehr genutzt.

Wir machen uns auf den Weg und folgen den Spuren von Fischern, Nonnen und aristokratischen Damen des Holsteiner Adels, d.h. wir besuchen endlich das nun schon so oft von mir erwähnte Fischerdorf Holm, den Friedhof der Holmer Beliebung und das St.-Johannis-Kloster. In letzterem besaßen unverheiratete Adelsdamen ein lebenslanges Wohnrecht. Die von Bülows, ein Uradelsgeschlecht mit Zweigen in den Niederlanden und Dänemark, die Kleists und viele andere Adelsfamilien haben hier so manche Tante untergebracht.

Stets auf der Suche nach halbwegs brauchbaren Unterkünften für das Personal des Flugabwehrraketen (FlaRak)-Systems PATRIOT, war ich irgendwann auch einmal in der einstigen Schleswiger Kasernenanlage „Auf der Freiheit“. Patrioten sind mobil und überall im Einsatz. Damals übten wir verstärkt den mobilen Einsatz in Schleswig-Holstein. Kaum eine S-H-Kaserne in der ich nicht vorsprach und um Kost und Logis für bis zu 130 SoldatInnen bat.

Ich will heute noch einmal auf das Gelände, das inzwischen mehr und mehr einer riesigen Wohnanlage weicht. Immer noch sind hier aktive Baustellen beheimatet. Ich erkenne zwei, drei alte Gebäude aus den (Bau-)Jahren 1933 bis 1935 wieder, vermisse das ehemalige Wachgebäude und erinnere mich kurz an „persönliche Begegnungen der menschlich eher unerträglichen Art“ und schon sind wir wieder im „zivilen Teil“ der Stadt Schleswig angekommen. Ich denke kaum noch, dann aber nicht bedenkenlos an meine „patriotische Einsatz- und Verlegereistätigkeit“ für die FlaRak-Truppe. Auch die Schleswiger Freiheit scheint sich nur knapp an ihre militärische Vergangenheit zu erinnern. Und auch das ist gut so.

Irgendwie scheint sich die Ostseefjord Schlei GmbH nur bedingt mit der sehr breiten Spanne von „Camping“ befasst zu haben. So lautet ein Titel ihrer Publikationen „Camping- und Wohnmobilstellplätze an Schlei und Ostsee“. Wir sind Caravaner und nach unseren jüngsten Erfahrungen mit dem Schleswiger Stadthafen machen wir uns nun auf den Weg, auf uns zugeschnittene Wohnwagenstellplätze im Einzugsgebebiet der Schlei zu finden und zu erkunden. Naturcamping an der Schlei ist unser Schwerpunkt. In Goltoft/Hellör erfahren wir eines von mehreren Naturerlebnissen. Nach kurzer Rücksprache mit den Inhabern dürfen wir, trotz der Saisonpause, das Gelände „auskundschaften“.

Wir fahren weiter nach Kappeln. Über die B201 wollen wir in den Nordhafen. Und da war sie auch schon, die Kreuzung „Am Hafen“. Vorbeigefahren. Über die Schleibrücke. In einem etwas sehr atemberaubend-abenteuerlichen Manöver wenden wir an der Kreuzung B203/Eckernförder Straße. Sollten wir geblitzt worden sein, die Aktion und das Foto sind das potentielle „ticket“ wert.

Wir parken im Nordhafen und halten nahezu zeitgleich je eines der leckersten Fischbrötchen in Händen. Brötchen so etwas von knusprig. Fisch (Matjes und Bismarkhering) so etwas von frisch, beide Fische haben die Küche des Lokals nach ihrer Ankunft nur einmal verlassen: im Brötchen und direkt in unsere Hände. – „Es ist besser, zu genießen und zu bereuen, als zu bereuen, dass man nicht genossen hat.“ (Giovanni Boccaccio)

Um unseren Hochzeitstag, eben diesen Hochzeitstag, der zwischen der Satin- und Jadehochzeit liegt, gebührend zu feiern, gehen wir auf die Suche nach einem dem Anlass entsprechenden Lokal. Es gibt viele in Schleswig. Wir entscheiden uns anfangs für das falsche Restaurant. Nach dem Betreten machen wir „Abteilung kehrt!“ und finden das italienische Ristaurante Roma im Stadtweg. Obwohl nahezu ausgebucht, hat Inhaber Vittorio G. sofort einen Platz für uns.

Am Silvestermorgen brechen wir in Richtung usA (unser schönes Ammerland) auf. Wir meiden die BAB und wählen den kleinen Umweg über Eckernförde-Kiel-Malente-Eutin zur A1. Wir suchen weiterhin nach interessanten Campingplätzen für Wohnwagenmobilisten. In der Holsteinischen Schweiz werden wir nach einigen herben Enttäuschungen entlang unserer Route fündig. – Schau´n wir mal, vielleicht besuchen wir in diesem Sommer auch einmal Eutin.

Nicht viel los auf der BAB. Wir sind sehr zügig wieder daheim und nehmen ein völlig erschöpftes Frollein aus ihrem Wellnessurlaub in Empfang. „Schön, dass Ihr zurück seid,“ scheint sie sagen zu wollen, sackt auf ihrem Lager zusammen und schläft den Schlaf der Gerechten. Später verzichtet sie sogar auf ihr Abendmahl. Das will etwas heißen!
Aus dem Norden der Gemeinde ein frohes neues Jahr und die herzlichsten Glückwünsche nachträglich zur Silberhochzeit!
Beste Grüße
Jens
Hallo Jens, vielen Dank! Ich hoffe, Ihr seid gesund & munter ins neue Jahr gekommen. Der MoBa-Stammtisch war ja wieder gut besucht. Danke für die Fotos.
Viele Grüße
Ronald