Sustrum, Walchum, Dersum. Na, klar! Wir sind im Emsland. In der Samtgemeinde Lathen. Fresenborg, Niederlangen, Oberlangen und Lathen. Alle an der Ems. Nordöstlich vom „Schinken“, einem Wald, liegt der „Campingplatz Emstal“. Ein Platz, eine Landschaft, die (nicht nur) Camper gesehen haben sollten.

Wie in aller Welt kommt man nach Sustrum? Sowohl navigatorisch als auch von der Idee her: eine Herausforderung. „Na, neigen wir zur Übertreibung?“ – Ja, wir neigen. Alles total einfach. Über die A28, A31 und die L48 ein Katzensprung. Ein Katzensprung aus „usA“ (unserem schönen Ammerland) ins Emsland. Und so geht der Fliegende Holländer heute direkt an der Ems vor Anker.

„Erholung in freier Natur“ verspricht Familie S. Und sie hält Wort. Ein überschaubarer Campingplatz, wie ich ihn liebe, bietet Touristenplätze und komfortable Sanitäranlagen. Bei letzteren untertreiben die Inhaber. Und zwar entschieden! „Das hat die Welt noch nicht gesehen!“ Während des vergangenen Jahres, in dem ich als Caravan-Neuling überwiegend durch den Norden der Republik reiste, habe ich so etwas noch nicht erlebt. „Das ist spitze!“ würde „Dalli-Dalli-Vater“ Hans Rosenthal jubeln und seinen berühmten Luftsprung vollführen. – Ja, ich weiß, „das war spitze“, so lautete der Spruch des deutschen Entertainers, Moderators und Regisseurs. – Das Sanitärhaus ist eine Perle: Wohlfühlambiente pur. Wenn es diese Bewertung bisher noch nicht gegeben haben mag, ab jetzt ist sie vergeben.

In Walchum decken wir uns für die kommenden zwei Tage ein, denke ich naiv. „Trockenfutter“ für mich und „König Pilsener“ für die treue münsterländische Begleiterin. Im funkelnagelneuen Walchumer NP-Markt wird eingekauft. Wer „übliche“ NP-Märkte (Niedrig-Preis-Märkte sind ein Tochterunternehmen der Edeka Minden-Hannover) in ihrer „frugalen Aufmachung“ kennt, wird „unseren“ Discounter nicht erkennen. Sortiment und Ausstattung „magnìfico“.

Und auf dem Parkplatz steht ein „Tesla“. Eines dieser state-of-the-art-Elektroautos der gehoben(st)en Kategorie. Der ist mal eben in knappen 5 Sekunden auf 100 Km/h und erst nach weit über 200 Km/h endet sein Leistungsvermögen. Wohlgemerkt, wir befinden uns im Emsland, nicht im Silicon Valley, Kalifornien.

Es wird ein wunderbarer Nachmittag an dem das Frollein und ich am Dortmund-Ems-Kanal die Gegend erkunden. Wir wollen nach Fresenborg, kommen dort aber nicht an, denn es gibt zu viel zu sehen. Da ist der Habicht, der einer Taube nicht nur das Leben schwer machen will und der Schwarm Saatkrähen, dem Luna zu einem fulminanten Alarmstart verhilft. Irgendwann legen wir, irgendwo im Grünen, den Rückwärtsgang ein, umrunden die Düther Schleuse und kehren zurück.

Am Abend gibt es König Pilsener. – Nein, es gibt Kultur: „Die Lüge“ von Nathalie Sarraute. Ein Hörspiel auf NDR Kultur. Unwahrscheinlich zu welchen Taten ein erholter Camper fähig ist. Das letzte Hörspiel, das ich hörte oder treffender, das ich hören musste, war „Das Schiff Esperanza“ von Fred von Hoerschelmann. Pflichtliteratur an meiner damaligen Bildungsstätte in der Nordenhamer Bahnhofstraße.

Es treffen zwei Familien aus Schwaben ein. Es dauert gefühlte 3,5 Sekunden bis Luna die Damen der Gesellschaft „eingewickelt“ hat. Wir reden über dies und das und „das Lunchen“ zeigt sich von ihrer besten Seite. Na klar, sie ist ja auch meine Luna. – Wenn´s mal nicht so läuft, wie ich es mir vorstelle, dann gehört sie eben der allerbesten Ehefrau von allen. So einfach ist das.

Es gibt Kaffee. „Filterkaffee, wenn Sie wissen, was ich meine.“ Frisch aufgebrüht und dazu gibt es keine Kekse, keinen Kuchen, nicht einmal einen Toast mit Marmelade. Hart sind die Entbehrungen, wenn Mann allein reist. Alles vergessen: Tabletten, Müllbeutel, besagte Marmelade, Senf, Honig geht auch zur Neige und Eier haben wir ebenfalls nicht an Bord. Dafür haben wir König Pilsener gebunkert. Für wen? Weiß ich auch nicht!

Die beiden Boarder Collies aus der Nachbarschaft sehen ausgezeichnet aus, sind topfit, haben aber mit uns ein Problem. Egal, ob wir sie anschauen, nicht anschauen, beachten, nicht beachten, sie bellen. Sie bellen was das Zeug hält. Frauchen verfällt jedes Mal in hektische Betriebsamkeit, die britischen Arbeits- und Hütehunde zu beruhigen, aber „No way, Jose“. Sie geben keine Ruhe. Bevor wir Morgen in Richtung Heimat aufbrechen, werden wir das Trio noch einmal besuchen. Nicht wahr, Luna?
Für die Rückfahrt wählen wir einen kleinen Umweg durch die Niederlande. Für künftige Unternehmungen wollen wir uns einen Campingplatz in Sellingen (NL) und die Festung Bourtange, die in der niederländischen Provinz Groningen liegt, noch eben „im Vorbeifahren“ ansehen. Den „Campingplatz Emstal“ werden wir auf alle Fälle noch einmal besuchen. Mit der allerbesten Ehefrau von allen, denn dann gibt´s auch Kekse zum „Filterkaffee“. – Wenn Sie wissen, was ich meine …
Hallo Ronald,
das „Schiff Esperanza“ habe ich vor x Jahren auch mal gehört, aber nicht in der Schule, sondern abends im Radio – gruselige Geschichte für einen damals 9- oder 10-Jährigen.
Bourtange lohnt sich!
Beste Grüße
Jens
Hallo Jens,
Kapitän Grove ließ leider keine „Hoffnung“ (Esperanza) bei seinen Passagieren aufkommen. – Ja, Bourtange werden wir uns auf alle Fälle einmal ansehen. Allerdings ohne Wohnwagen im Schlepp.
Bis Donnerstag!
Ronald