„Kallax“, früher „Expedit“, einem schlichten Regal aus dem Hause eines multinationalen Einrichtungskonzerns, ist es zu verdanken, dass mir eine Festschrift der Bundesakademie für Wehrverwaltung und Wehrtechnik (BAkWVT) in die Hände fällt. „Wieder in die Hände fällt“, muss ich schreiben, denn vor inzwischen sehr vielen Jahren kam auch mir die dienstliche Verpflichtung zu, das einstige Bildungsinstitut der Bundeswehr mit Sitz in Mannheim zu Schulungszwecken zu besuchen: Qualitätsmanagement (QM) nebst Kosten- und Leistungsverantwortung (KLV).

Der Seminargedanke lautete annähernd: „Das bestmögliche Produkt anbieten“. Mir hatte man damit gar keinen Gefallen getan, aber wer fragte mich? Im Gegenteil, man war froh, einen Staatsbürger in Uniform gefunden zu haben, der mittels Befehl und Gehorsam herhalten musste, sein Wirtschaftlichkeitsbewusstsein gestärkt zu bekommen, um dann die Kreativität der Soldat*Innen systematisch für Einsparungen und Verbesserungen zu nutzen.
Und dann fällt mir heute diese Festschrift „40 Jahre Akademie“ beim Umräumen meiner inzwischen etwas kräftiger angewachsenen Bibliothek in die Hände. Ich bin seinerzeit nur wenig später als das 2001 begangene Jubiläum vor Ort in der Seckenheimer Landstraße 8-10 in Mannheim gewesen. Diese Verspätung hinsichtlich des Ehrentages ist auch nicht der Anlass zu meiner heutigen kurzen Geschichte.

Meine damalige Verspätung zum Lehrgangsantritt in Mannheim kommt mir ungebremst wieder in den Sinn: 560 Kilometer bis zur Bundesakademie für Wehrverwaltung und Wehrtechnik liegen vor mir. Ich starte mit einem großzügigen Zeitpolster in Richtung Mannheim. Es läuft wie am Schnürchen. Ich komme problemlos voran. „Kreuz Mannheim“, BAB 6, BAB 656, Freudenheim, Fahrlach, Oststadt, Neuhermsheim. „Wo bin ich?“ Ich kreuze den Neckar mal von links nach rechts und dann wieder entgegengesetzt. Ich habe mich verfahren! Noch nie habe ich mich auch nur zu irgendeinem Seminar oder Lehrgang verspätet. Aber heute!
Mit 1,5 Stunden „overtime“ melde ich mich bei meinem Hörsaalleiter. Der Leitende Direktor Herr Dr X. hört mich an, mir aber nicht zu. Ich muss beim zuständigen Lehrstabsoffizier vorsprechen. – Klopf, klopf. „Herein.“

Ich schreibe nicht, dass es die nicht objektive, vielleicht sogar von negativen Gefühlen bestimmte Meinung, die sich der Herr Oberstleutnant ohne Prüfung der Tatsachen voreilig über mich gebildet hat, ist, dass er mich ein wenig missgestimmt begrüßt. Auf alle Fälle lasse ich ihn natürlich ausreden und erwidere dann: „Ja, Herr Oberstleutnant, ich setzte mich vor 8 Stunden mit dem Vorsatz ins Auto, verspätet in Mannheim anzukommen. Allein aus dem Grund, um Sie zu verärgern.“
Sendepause. Schnappatmung. Ich merke, dieser Satz geht nach hinten los. Der Mann versteht meine humoristisch gemeinte Zweideutigkeit nicht. Ich kann die Situation versöhnlich bereinigen und darf am Unterricht teilnehmen. – Am dritten Unterrichtstag an der BAkWVT denke ich reumütig: „Hättest Du nur nicht …“