BARF – On The Road Again

Geringfügig beschäftigt helfe ich in einem örtlichen Unternehmen, eine reiche Auswahl an frischem Fleisch und fleischigen Knochen für Haustiere zu produzieren und bereitzustellen. Das äußerst umfangreiche Sortiment, neben Rind und Geflügel führen wir auch Schaf- und Pferdefleisch, ist gefragt und so sorge ich auch einmal monatlich dafür, dass die natürliche Nahrung für Hunde und Katzen mit rohem, naturbelassenem Fleisch und Knochen auch über die Grenzen des Ammerlandes hinaus an interessierte Frauchen und Herrchen gelangt.

So sieht´s aus. Pfotenfutter & Krallenkrams hat´s

Die Rückbesinnung auf die ursprüngliche Ernährung ihrer Haustiere danken diese mit einem intakten Immunsystem, einer nur geringen Zahnsteinbildung und nur wenigen Fällen von Zahnfleischbluten. Und oftmals bessern sich Fellprobleme wie von selbst. Dafür und darum minijobbe ich „an der Frischfleischtheke für Ihr Haustier“ in einem BARF-Shop in Wiefelstede.

Zunächst stand „BARF“ für „Born-Again Raw Feeders“ (wiedergeborene Rohfütterer), heute geht es um „Bones And Raw Food“ (Knochen und rohes Futter). Nun könnte ich noch ausgiebig über den Veterinärmediziner und Autor Dr. Tom Lonsdale, er setzte 2001 mit dem Buch „Raw Meaty Bones: Promote Health“ (Rohe fleischige Knochen: Gesundheit fördern) einen Meilenstein, berichten. Doch mitteilen möchte ich mich zu meinen „Abenteuern“ auf einer Liefertour während der Covid-19-Krise.

Immer frisch zubereitet. – Unmögliches wird sofort erledigt. Wunder dauern etwas länger

08.30 Uhr. Eigentlich bin ich startklar. Eigentlich. Noch schnell die Zutaten für eine 30 Kg „Spezialmischung Katze“ (mageres Rindfleisch, Rinderherz ohne Kappe, -leber und ein Hauch an Hühnerhälsen) durch den Fleischwolf geschickt. Der Einfüllschacht lacht über diese Menge und der Schneidsatz beschwert sich in Anbetracht dieser Kleinarbeit über die Ruhestörung. – „Ruhe im Schneidsystem! Der Kunde ist König!“

Ich rolle vom Hof, erreiche die A28, verlasse diese an der AS Leer-Ost und beginne meine Tour durch Ostfriesland und das Emsland. Spätestens in Höhe Leer sowie links und rechts der B70 oder B438 wäre sonst ein reges Treiben auf Land- und Bundesstraßen zu vermelden. Und heute? Es ist nicht viel los. Im Vergleich zu anderen Werktagen herrscht hier „Ruhe im Karton“. Nun, was es mit diesem ominösen Karton auf sich hat, entzieht sich meiner Kenntnis, aber es waltet tatsächlich eine Flaute.

Am Umländer Wiekkanal

Trotz geringer Fahrzeugbewegungen gibt es sie natürlich weiterhin: Die rasend-schaffenden Macher. Da zischen auf der A28 schon einmal zwei Wiesbadener Kleintransporter einer US-amerikanischen Autovermietung an mir vorbei. Der Name erinnert mich immer an eine Science-Fiction-Serie aus den 1960er Jahren. Es gab so ein Raumschiff mit dem Namen „Enterprise“. – „Sicherheitsabstand“ 25,40 m bei „terrestrischen Warp 2“ (geschätzten 130 Km/h).

Oder der unbeirrt tieffliegende Fachmann für Laminat und Parkett aus … oh, jetzt habe ich den Ort vergessen. Sicherlich hat er einen wichtigen und unaufschiebbaren Termin im Aschendorfer Obermoor.

Freie Bahn verlockt zur Tieffliegerei

Kurz hinter Esterwegen geht es über Clemenswerth und Kuhdamm zur B401. Die Küstenkanalstraße bringt mich nach 40 Kilometern über Oldenburg zurück ins Ammerland. Noch in der Samtgemeinde Hümmling fahrend, „freue“ ich mich bereits in dieser Grundmoränenlandschaft unseres Norddeutschen Tieflandes auf die „interessanten Verkehrsteilnehmer“, die mir auch heute auf der B401 begegnen werden. Irgendwer ist immer dabei, der, sich und andere verantwortungslos in große Gefahr bringend, die atemberaubendsten Drängler-Lückenspringer-Überholmanöver auf den Asphalt legt. – „Die Dummheit ist meist der Bosheit Schwester.“ – Sophokles

Coole Taler

„Blinker rechts“ und trotz langer Einfädelspur auf die Küstenkanalstraße, dennoch mein sichernder Blick nach links. Mit geschätzten 140 Km/h ist der „linke“ VW Golf da und auch schon wieder weg. – „Glück kommt nie zu spät“, scheint mir der englische Dichter Michael Drayton (1563 – 1631) ins Ohr zu flüstern.

Ich erreiche wohlbehalten meine Wirkungsstätte im Gewerbegebiet an der A29, stelle den Renault ab, räume den mobilen Kühlraum auf und aus und freue mich, dass ich einmal mehr den „BARFern“ zwischen Wilhelmshaven, Aurich, Leer, Papenburg, Sögel und Oldenburg ihre Bestellungen ausliefern konnte. Ich beschließe, die heutigen Begebenheiten in Würdigung des steten Gefährungspotentials auf deutschen Straßen der Nachwelt zu erhalten. – „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut; denn das allein unterscheidet ihn von allen Wesen, die wir kennen!“ – Johann Wolfgang von Goethe