Können Regenwolken denken? Ja, können sie. Und kombinieren und konzertierte Aktionen durchführen und Dir eine geplante Fotosafari so richtig vermiesen, das können sie auch.
Den internet-Wetterbericht konzentriert beobachtet, verlassen wir usA (unser schönes Ammerland) und starten in Richtung Bremerhaven und Bad Bederkesa. Östlich der Weser soll es nämlich heute nicht regnen. Und richtig, noch vom Nieselregen begleitet, passieren wir den Wesertunnel. Gleich wird dem Regen Einhalt geboten werden, denn das unfehlbare www wusste von 0% Regen „auf der anderen Weserseite“ zu berichten.
Ja, da sind wir nun und suchen unter einer schattenspendenden Regenwolke nach dem versprochenen „Nullprozentregen“. Fahren wir erst einmal ein Weilchen, dann wird sich alles in Richtung Sonnenschein ändern.
Erst einmal ändert sich die Verkehrslage. Ich wollte doch noch schnell in meiner Jugend stöbern und unsere ehemalige Wohnung am Bürgerpark in Bremerhaven, die wir 1962 verließen, in Augenschein nehmen. Nur schnell im Vorbeifahren. Gar nicht lange mit dem Fliegenden Holländer rangieren und einparken, sondern nur im Kriechgang durch die Frühlingstraße und gut ist.
Gut ist gar nichts. Da hat man doch in den vergangenen 50 Jahren den Verkehrsfluss umgeleitet. Einbahnstraße! Ich stehe an der Ecke Walter-Delius-Straße/Hartwigstraße und blicke zur Bismarck-straße, sehe das Gebäude der Landwirtschaftlichen Buchstelle Cuxhaven und die Frühlingstraße. Ich sehe dies alles nur und komme nicht weiter. Zum Greifen nahe stehe ich vor der Straße meiner Kindheit, höre in Gedanken schon meine alten Spielkameraden Jürgen, Horst und Sigrid rufen und dann das: Verbot der Einfahrt für Kraftfahrzeuge aller Art. Besonders für Kraftfahrzeuge mit einem Flying Dutchmann „im Gepäck“.
Ich bin doch ortskundig! Ich kenne doch die Schleichwege. Auch noch nach mehr als 50 Jahren? Die Schleichwege sind inzwischen ausgebaute mehrspurige Straßen, die mich am Hauptbahnhof vorbei in die Frühlingstraße führen. Na endlich. – Hey, wo sind die Kleingartenanlagen, der Sportplatz und die großen Vorgärten? Weg, Geschichte. Und was machen das Frollein und ich. Wir lassen die Geschichte endgültig ruhen und fahren von dannen.
Durch die Unterführung in der Mozartstraße, dann rechts auf die Rheinstraße und wir sollten auf dem Weg nach Langen sein. Irgendwie sind wir es auch. Mit uns zahlreiche weitere Verkehrsteilnehmer, die sich genauso über die groß angelegte Baustelle mit ihrer Ampel und der nur wenige Hunderstelsekunden währenden Grünphase freuen. Gefühlte dreißig Minuten später sind wir durch das Nadelöhr Stresemannstraße. Mit uns die Regenwolke, die uns seit Dedesdorf verfolgt. Wir wählten hinter dem Wesertunnel die landschaftlich reizvollere Strecke „über´s Land“ (L 143 und L121). Standen dafür dann ewig an der Kreuzung L121/B6, bis ein freundlicher Handwerker mit seinem Lieferwagen eine Lücke ließ und uns in die Karawane gen Bremerhaven aufnahm.
Das Frollein hat Durst und ich die „Faxen dicke“. Wir brauchen eine Pause. Ein Parkplatz außerhalb der Ortschaft Wehden an der Kreisstraße 63 ist unsere Zuflucht. Ich will aussteigen. Ein innere Stimme sagt mir: „Schau zu Boden!“ Und da erblicke ich sie, die Hinterlassenschaft eines Brontosauriers, noch nicht versteinert und damit Grund genug, diesen „beschichteten“ Ort zu verlassen. „Luna, halte durch, es kommen bessere Plätze!“ Keinen schöneren Platz als direkt über uns, haben die Regenwolken gefunden, die uns stets die Treue halten.
Es reicht! Hätte ich Unterwasseraufnahmen machen wollen, hätte ich mir eine dementsprechende Kamera gekauft. Wir treten den Rückzug an. Schiffdorf, Dedesdorf und der Wesertunnel. Die Wetterscheide. Wir sind in der Wesermarsch und es ist trocken. Kein Regen weit und breit. Na prima! Die Sonne steht inzwischen so rücksichtslos, dass sich das Fotografieren nicht lohnt. – „Zwischen elf und drei haben Fotografen frei!“ (Anm.: wegen der oft als unschön empfundenen Licht- und Schattenspiele während dieser Zeit)

Auf nach Fedderwardersiel zum Fischimbiss meines Vertrauens. Backfisch mit Kartoffelsalat, ein Schuss Remouldensoße und ein friesisch-herbes Jever Fun. „Mensch, was willst du mehr?“ Wir münsterländern, andere würden hier „dackeln“ schreiben, noch ein wenig durch den Hafen und über den Deich, schauen in den Schlick des Fedderwarder Sieltiefs. Ich bin nicht zu genervt, aber nennen wir es doch einfach „kritisch“, mir noch Kaffee zu kochen und so geht es zurück ins schöne Ammerland. Bei strahlendem Sonnenschein erreichen wir Wiefelstede. – Ich wusste es!
Ich bin Zuhause. Für einen kleinen Moment. In der Sesam-, nee: Stresemannstraße. war vorhin sogar schon mal dort (im August), und hab mich fast gleich wieder zurecht gefunden – inklusive der Baustelle. DIE ist ja nun mal besonders dämlich dort platziert! Aber echt.
Danke dir!